Dienstag, 22. Januar 2013

Schloss Johannisberg "Silberlack" Riesling Erstes Gewächs 2006-2011

Eher zufällig stolperte ich in diese spannende Probe: Beim Winetasting auf der Hausmesse von Herrn Rainer Bierwirth sprach uns einer seiner Mitarbeiter an, drei Stockwerke höher würde eine Silberlack Probe Jahrgänge 2006-2011 vom Weingut Schloss Johannisberg statt finden, ob wir nicht Lust hätten teilzunehmen. Auch wenn ich mich derzeit im Spätburgnunder Modus befand, sagt man zu so einer Einladung natürlich nicht nein.

Moderiert wurde die Probe von Sommelier und Vertriebsleiter von Schloss Johannisberg Stefan Doktor. Zuerst gab es ein paar Fakten über den Riesling Silberlack: Im Rheingau heißt das Große Gewächs Erstes Gewächs, also die höchste trockene Qualitätsstufe. Auf Schloss Johannisberg werden diese Flaschen mit einer Silbernen Kapsel am Flaschenhals gekennzeichnet. Dieser reinsortige Riesling stammt ausschließlich aus der Monopollage Johannisberg, wird nur mit Weinbergs bzw. Keller eigenen Hefen vergoren und das nur im ältesten Kellerteil des Weingutes, welcher seit 900 Jahren existiert. Auch die Gärfässer haben schon einige hundert Jahre auf dem Buckel und sind aus dem Holz von Eichen, welche im Weingut eigenen Wald wachsen. Herkunftscharkter also nicht nur vom Boden !

Der erst kürzlich auf den Markt gebrachte 2011er zeigt sich noch recht verschlossen. Mit 3,6 g/l Restzucker ist er der trockenste Silberlack der letzten Jahrzehnte. Doch wirkt er am Gaumen nicht zu trocken. Sehr kühl, mineralisch und komplex, aber noch jung und zurückhaltend. Intensives Süß-Säure Spiel, nicht zuletzt durch 13,5% Alkohol, lässt großes Zukunftspotential erwarten (91/100).
Der 2010 ist schon deutlich offener, mit üppiger, fruchtiger Nase nach Birne, Apfel und Holunderblüte. Sehr saftig mit langem mineralischem Finish (92+/100). Der Silberlack aus dem Spitzenjahrgang 2009 ist noch längst nicht am Höhepunkt. Intensives Bukett nach Gelbem Steinobst und Quitte, würzig und unglaublich mineralisch. Noch ein paar Jahre im Keller vergessen (92/100).
Der 2008er gefällt mir als Acid-Head besonders gut. Würzig, kühl, exotisch, nach reifer Ananas. Messerscharfe frische Säure, sehr mineralisch. Nahezu ewiges Finish. (94/100). Der 2007er ist kommt im direkten Vergleich nicht so gut weg. Er ist zwar komplex mit würzigen Angklängen, doch fehlt mir der Druck am Gaumen und die animierende Säure der Rheingauen Rieslinge (89+/100). Der letzte Riesling der Verkostungs stammt aus dem WM Jahr 2006. Ein extrem heißer Sommer, gefolgt von einem miesen, verregneten Herbst. Doch eine Toplage erbringt auch in solchen schwierigen Jahren einen tollen Wein. Der '06er ist der breiteste und reifste der bisher verkosteten. Saftig Süß am Gaumen mit Anklängen von Honig und Algen. 8 g/l Restzucker und mächtige 14,5% Alkohol schaffen ein volles Mundgefühl. Gute Säure und ein leicht bitteres Finish. (92/100)

Diese Probe zeigt einmal mehr das unumstrittene Reifepotential von trockenen Top-Rieslingen und wie diese Rebsorte Jahrgang und Terroir exzellent wiederspiegeln kann.




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