Sonntag, 19. Januar 2014

Sparkling Silvaner aus dem Supermarkt !?

In letzter Zeit beschäftige ich mich immer mehr mit deutschem Sekt. Ich bin vor allem großer Fan von charaktervollen Schaumweinen die nicht dem großen Vorbild Champagner hinterher hecheln, sondern durch ihre Herkunft, Rebsorte und Machart eigenständig sind. Die Riesling Traube kann das natürlich leisten und erbringt hervorragende Sekte mit Wiedererkennungswert, wie der letztens beschriebene Brut 1900 von Van Volxem. Doch haben wir in unseren dreizehn Anbaugebieten verschiedenste Rebsorten mit Tradition und Charakter. Und einige davon eigenen sich sehr gut zur Versektung. So zum Beispiel die fränkische Leitrebsorte Silvaner. Sie besteht mit Säure, Aroma und Schmelz gegen die Kohlensäure der Flaschengärung. 

Wie der Zufall will, war ich vor ein paar Tagem im lokalen Supermarkt einkaufen und dort wurde anscheinend kräftig ausgemistet. Es gab gleich drei Wühltische mit hart reduzierten Flaschen, das meiste Dreck: Billiger Prosseco, lieblicher Dornfelder, alter Glühwein usw. Doch fiel mir beim Vorbeigehen ein Name ins Auge, den ich kannte. Brennfleck. Diesmal nicht auf einem Bochsbeutel, sondern auf einer modern etikettierten Schaumwein Pulle. Silvaner Brut 2012 stand drauf. Kann also nicht schon ewig in den Tiefen der Regale rumgedümpelt haben. Preis: sechs Euro irgendwas. Kurz mal umgeschaut ob keiner zuschaut den man kennt und zack ab in den Wagen. Den 10er Pack Klopapier draufgelegt und ab zur Kasse. Weil Weinkaufen beim Discounter ist ja schon ein bisschen peinlich...und dann auch noch vom Grabbeltisch.



Das Weingut Brennfleck befindet sich in einem herrlichen Gutshaus Haus dem 14. Jahrhundert im fränkischen Sulzfeld. Winzer Hugo Brennflack baut mehrheitlich Silvaner an. Dafür kann er auf einige der besten Lagen Frankens zurückgreifen, wie zum Beispiel dem Escherndorfer Lump oder den Iphöfer Kronsberg. Der Silvaner Brut wurde nach der traditionellen Flaschengärung hergestellt. In der Nase duftet er süßlich nach Ananas, reifer Honigmelone, Quitte und Blumen. Am Gaumen mit eher dezenter Säure und viel Schmelz. Die Perlage ist zwar nicht Super fein, hält aber lange an. Der Wein macht definitiv Spaß und erweitert für eine lächerliche Geldsumme den Geschmackshorizont !

Alk: 12,5%
Preis: unter 7€
Punkte: 84/100

Dienstag, 7. Januar 2014

De Prinz kütt !

Heute fließt mal wieder Riesling ins Glas und zwar ein Rheingauer Erstes Gewächs. Ein Begriff der nichts mit dem VDP zu tun hat, sonder fest im Rheingauer Weingesetzt verankert ist. Doch nicht jeder Wein darf die drei romanischen Bögen auf weißem Grund, das Kennzeichen des Ersten Gewächs, tragen. Handlese ist Pflicht und der Ertrag muss auf maximal 50 hl/hl reduziert sein, die geernteten Trauben müssen mind. den Zuckergehalt einer Spätlese aufweisen und von den ca. 1100 ha als Erstes Gewächs klassifizierten Weinbergen stammen. Einer dieser Weinbergslagen ist die Jungfer, welche zur Geimenden Hallgarten gehört. Den Namen verdankt die Lage wahrscheinlich den Brüdern des  nahegelegenen Kloster Eberbach, welche so die Jungfrau Maria ehrten. 



Die Familie Prinz schafft es Jahr für Jahr das beste aus dieser Lage rauszuholen. Und zwar in Form eines trockenen, glasklaren Rieslings. Der Jahrgang 2011 ist schon erstaunlich präsent, in der Nase erst Zitrusfrüchte, Aprikose, ein wenig Kreidestaub und etwas das mich an nasses Plastik erinnert. Nach einiger Zeit im Glas kommen sogar erste Reifenoten wie Honig zum Vorschein. Am Gaumen auch Zitrusfrüchte, vorallem Grapefruit und Limettenschale dazu bringt der Quarzitboden einiges an Mineralität mit rein. Mit mehr Luft wird der Wein deutlich würziger. Die Säure und der Alkohol wirken gut integriert und sorgen für ordentlich Abgang. 

Aber mal kurz Wein beiseite. Checkt mal meine neuen Weingläser aus ! Nie habe ich aus einem besseren Weinglas getrunken, allein das Anfassen dieses mundgeblasenen Meisterwerkes macht Freude. Das Zalto Denk'art Universalglas ist nach den Neigungswinkeln der Erde gefertigt, diese Technik haben wohl schon die Römer benutzt. Keine Ahnung, ob die Weine in diesem Glas daher alles so schamlos zeigen was sie haben, aber ich steh auf meine neuen Kelche :)



Alk: 13%
Preis: Zwanni
Punkte: 90/100

Samstag, 4. Januar 2014

Gebt dem Winzersekt eine Chance

Weihnachtszeit und dazu noch der Jahreswechsel, da hat der Schaumwein Hochkonjunktur. Obwohl das hat er bei uns Deutschen ja eigentlich immer. Jahr für Jahr sind wir ganz oben mit dabei wenn es um den Pro-Kopf-Konsum geht. Doch wenn man sich anschaut was da so konsumiert wird, ist das irgendwie kein Grund zum Jubeln. Neben billigem Frizzante, kommt das meiste von deutschen Großkellereien, hier werden die meist aus Italien oder Frankreich importierten Grundweine im Tankgärverfahren versektet, in Flaschen gefüllt und mit einem hässlichen Plastikkorken verschlossen. Wenn dann noch "trocken" (mit bist zu 35 g/l Zucker alles andere als das) oder sogar das herrlich verwirrende Wort "mild" auf dem Etikett zu lesen, rollen sich bei mir die Zehennägel hoch. Und wenn es etwas besonderes sein soll wird eine Flasche Champagner gekauft, ein Moëtchen vielleicht. Dabei gibt es doch auch deutsche Schaumweine von höchster Qualität und einem Preis-Leistungsverhältnis bei dem viele Non-Vintage Champagner nicht mithalten können. Grade aus der Rieslingtraube kann bei richtiger Behandlung ein Sekt mit unverwechselbarem Charakter und Charme entstehen. Kein deutscher Champagner, sondern ein eigenständiges Produkt, ein Winzersekt, welcher sein Terroir so exzellent zum Ausdruck bringt, wie es die weltbekannten Stillweine dieser Traube auch tun.  



Ein Rieslingssekt begeisterte mich so, dass er sowohl mein Weihnachtsmenü wie auch das neue Jahr einleitete. Das ist der 2008er Brut 1900 von Van Volxem aus Wiltingen. Ein Sekt wie vor hundert Jahren ist der Slogan. Die Trauben stammen von alten Riesling Reben von besten Schiefersteillagen der Saar. Schon optisch toll gelungen, muss sich dieser Sekt von Winzer Roman Niewodniczanski nicht verstecken. Fünf Jahre Hefelager verleihen diesem Sekt eine feine Perlage, der Riesling herrlich gereift. Frische rote Äpfel, Apfelkuchen, dezente Hefearomen steigen einem in die Nase. Am Gaumen kommen Zitrusnoten hinzu, dahinter die intensive Schiefermineralität, die dem eingefleischten Rieslingtrinker direkt bekannt vorkommt. Komplex und mit Druck, doch immer schwebend leicht. Ein absolut eleganter Aperitif oder ein spannender Speisenbegleiter, wie bei mir zu gebeiztem Lachs. Frohes Neues Jahr !

Alk: 12%
Preis: 26€
Punkte: 93/100