Mittwoch, 24. Juli 2013

Uncorked: 2010er Crozes-Hermitage Blanc, Nicolas Perrin

Nein Nicolas Perrin ist kein Winzer. Sondern eigentlich zwei Winzer. Aber eigentlich auch ein Handelshaus oder Negociant, wie es in Frankreich heißt...klingt komisch, ist aber so ! Die Erklärung dahinter ist aber gar nicht so kompliziert: im Jahr 2006 wurde das bekannte Traditionsweingut Paul Jaboulet-Aîne an der nördlichen Rhône von einem Schweizer Investor aufgekauft. Nicolas Jaboulet blieb als Weingutsdirketor, doch merkte er schnell, dass es ist mit den neuen Besitzern nicht so recht passte. Also stieg er aus, um wieder eigenverantwortlich Wein zu machen. Doch ohne eigenen Weinbergsbesitz und eigenen Keller ist das nicht so einfach. Also rief Nicolas seinen langjährigen Freund Marc Perrin an, welcher von der Süd-Rhône stammt und in dessen Familienbesitz sich das weltberühmte Bio Weingut Château Beaucastell Befindet. Gemeinsam gründeten sie das Handelshaus Maison Nicolas Perrin und kaufen nun seit 2008 von ausgewählten Vertragswinzern, zu denen sie schon seid Jahren ein gutes Verhältniss pflegen, beste Grundweine aus verschiedenen Anbaugebieten entlang der Rhône. Die Weine werden auf Château Beaucastell abgefüllt. Bisher werden ca. 35000 Flaschen im Jahr gefüllt.

Zwar machen Nicolas und Marc zum größten Teil Rotweine aus der Syrah Traube, doch haben sie auch einen traditionell bereitete Weißweine im Programm. Der Crozes-Hermitage Blanc stammt von durchschnittlich 20 Jahre alten Marsanne Reben, rund um die Weltberühmte Lage Hermitage an der Nord-Rhône. Der Wein wurde 5-6 Monate in gebrauchten Fässern auf der Hefe gelagert, was ihm noch mehr Struktur verleiht. 

Der 2010er besitzt eine leuchtend gelbe Farbe und duftet nach Lindenblüte, Haselnüssen und Anis. Am Gaumen schön breit, mit der durch die Rebsorte bedingten, milden Säure. Aromen von Äpfeln und Zitronen im Mund, dazu etwas Vanille und diese anisige Lackritz Note. Der Wein bleibt mit seiner dichten Aromatik lange haften. Zu Speisen die etwas mehr Fett mitbringen, passt dieser Marsanne hervorragend. Mal was anderes, wenn auch nicht billig !

Alk: 13%
Preis: 18€
Punkte: 89/100

Dienstag, 23. Juli 2013

Grill to Thrill

Gestern war ich von unserem Getränkelieferanten Kampmann in Essen zu einer, in Kennerkreisen legendären Veranstalltung eingeladen: Grill to Thrill. Dies ist eines von mehreren Events von Winzer, Globetrotter und ja, auch Entertainer Roland Birr, Mitbesitzer der Weingüter Château Capion in Südfrankreich und Saxenburg in Südafrika. Doch Herr Birr versteht es nicht nur euphorisch über seine Weine und Weingüter zu reden, sondern er hat zudem noch eine sehr ausgeprägte Leidenschaft für zwei Dinge: Feuer und gutes Fleisch. Neben Flanksteaks und Striploins von selbstgezüchteten Black Angus Rindern vom eigenen Landbesitz in Chile, brachte er auch französische Entenbüste und Perlhühner, Thüringer Duroc-Schwein und neuseeländisches Lammfleisch mit, alles in bester Qualität versteht sich. Und der Meister legte ausschließlich selbst Hand an, so wurde über 6 Stunden, von 5 Feuerstellen, ein Fleischhighlight nach dem anderen abgefeuert und außer gegen Ende etwas Gemüse, war die einzige Beilage Wein. Auf Gewürze und Soßen wurde zum größten Teil verzichtet, nur etwas Salz gab es um den Geschmack zu unterstreichen. 


Zu den Weinen:
Nach literweise eiskaltem Rosé "Fiona" von Château Capion als Aperitif, aus Cinsault und Mouvedre, der bei diesen heißen Temperaturen unglaublichen Trinkfluss entwickelte, gab es dann passend zu jedem neuen Gang einen Südafrikanischen Weißwein von Saxenburg. Erst eine Chenin Blanc Cuveé, dann ein reinsortiger, herrlich grasiger, frischer Sauvignon Blanc der Serie Private Collection aus dem aktuellen Jahrgang 2012. Mit Aromen von Zitronengras, Stachelbeeren und etwas Fenchel. Ich nehm es mal vorweg: Für mich der Gewinner des Abends. Durch seine Leichtigkeit und der erfrischenden Säure einfach der zum Wetter (und zum Perlhuhn) am besten passendste Wein. Da konnte auch der gradlinige, komplexe und holzfreie 2010er Chardonnay aus der Private Collection nicht mithalten. 


Die folgenden Rotweine hatten es da natürlich schwer. Auch wenn der aufmerksame Service den Wein  kellerkühl einschenkte, erwärmte er sich im Glas in so kurzer Zeit auf 26 Grad und mehr, dass einem beim reinriechen der Alkohol direkt entgegen sprang. Trotzdem merkte man vorallem beim Flaggschiff von Château Capion, dem 2008er "Le Juge" das da was besonderes im Glas ist. Extrem vielschichtig und intensiv, viel Brombeere und Cassis, aber auch Leder. Man merkt den sehr niedrigen Ertrag von ca 2800 Kilo pro Hektar. Eine konzentrierte Cuveé aus den Rebsorten Syrah, Grenache und Mouvedre mit herrlich langem Abgang.

Eine wirklich gelungene Veranstaltung, mit einem mehr als würdigen Botschafter seiner Weine: Roland Birr. Chapeau ! 


Saxenburg Private Collection Sauvignon Blanc 2012
Alk: 12,5%
Preis: um 12€
Punkte: 88/100

Donnerstag, 18. Juli 2013

Uncorked: 2005er Frontaura Crianza


Beim Anbaugebiet Toro D.O. von einem Geheimtipp zu sprechen, wäre mittlerweile einige Jahre zu spät. Längst weiß man um das Potential dieser kargen, bergigen Landschaft mit seinen teilweise uralten Rebstöcken der Tempranillo Traube, die dort Tinta del Toro genannt wird. Eine Bodega, die von Anfang an das Ziel verfolgte, eine der besten Weinerzeuger der Region zu werden, ist die Bodega Frontaura y Victoria. Ganze 10 Jahre bevor der erste Wein gemacht wurde, fing das Frontaura Team an ihre 100 ha Weinberge instand zu setzten und zu pflegen. Dies beinhaltete auch den Bau einer Tröpfchen-Bewässerungsanlage, welche mit Hilfe der Weinbergs eigenen Wetterstation auf die Bedürfnisse der Reben abgestimmt wird. Später folgten die ersten Test im Weinkeller, und zwar mit ausschließlich französischen Barrique Fässern. Man sieht also: Hier wird von Anfang an wenig dem Zufall überlassen. 

Das größte Kapital der Bodega sind aber Klima und Boden der Weinberge: Die 645 Höhenmeter sorgen für Abkühlung der Trauben und der sehr steinige Schwemmlandboden lässt die Reben ordentlich kämpfen. Das macht die Weine von Frontaura dicht und intensiv, aber nicht zu fett und marmeladig. 

Der 2005er Crianza stellt die dritt höchste Qualitätsstufe des Hauses da. Dieser Wein wurde 15 Monate in neuen Barriques ausgebaut und besteht natürlich zu 100% aus Tinta del Toro. In der Nase duftet er verführerisch nach schwarzen, reifen Kirschen, Drehtabak und etwas Holzkohle. Am Gaumen spürt man die Wärme des Herkunftslandes, doch ohne viel Alkohol und gut abgefangen von frischer Säure, die den Wein elegant hält. Die Frucht steht noch im Vordergrund, doch kommen gegen Ende interessante Noten von Kokos und neu gekaufter, teurer Lederjacke dazu. Wir tranken den Wein bei einem BBQ (ja ich weiß, der Begriff BBQ oder Grill taucht in letzter Zeit oft auf) zu gegrillten Chorizos und iberischem Schweinenacken...muss ich mehr sagen ?

Alk: 14%
Preis: ca. 50€ (Magnum)
Punkte: 91/100



Mittwoch, 3. Juli 2013

Drink Pink


Man hat es in Deutschland schon nicht einfach, also wettertechnisch. Wenn man hier in Sommerstimmung kommen will, muss man quasi allzeit bereit sein und jeden sonnigen Moment ausnutzen, sei er noch so kurz. Das ist harte Arbeit...

Ich mache das so: Sobald sich die Gelegenheit ergibt, sofort Freunde anrufen, Karton mit Gläsern unter den Arm und den immer bereiten, gekühlten Sommerwein (abgelutschtes Wort, ich weiß) einpacken und ab auf den Balkon oder in den Park oder sonst wo nach draußen, quatschen und saufen ! 

Ein Wein, der sich für so eine Mission als eine gute Waffe gegen den Bad-Weather-Blues herausgestellt hat, ist der 2012er "Philipp's Rosè" von Winzer Philipp Kuhn. Rund um das Pfälzer VDP Weingut Kuhn im Laumerheim gedeihen nicht nur einheimische Rebsorten wie Spätburgunder, Blaufränksich und St. Laurent, sondern auch internationale Traubensorten wie Cabernet Sauvignon und Merlot. Alle Fünf befinden sich in der Cuveé für diesen Rosé und die Mischung stimmt: In der Nase fruchtig nach roten Johannisbeeren und Waldfrüchten. Am Gaumen extrem erfrischend, mit viel Säure. Da drückt der Jahrgang seinen Stempel auf. Dazu kommt nich eine dezente, jugentliche Kohlensäure die den Wein noch spritziger macht. Aromen von Nektarine und kräuteriger Anklänge kommen hinzu. Am Ende ordentlich Sauerkirsche. So macht Rosé trinken Spass ! Kein Bonbon Wasser sonder schön trocken (3g/l Restzucker).

Also Männer nicht schämen, sondern trinken. Oder um es mit den Worten von Winzer Charles Smith zu sagen: "You can drink Rosé and still be badass !"

Alk: 12%
Preis: 8,50 €
Punkte: 87/100