Sonntag, 27. Januar 2013

Reifer Riesling von der Nahe

Beim stöbern bei einem meiner Lieblings Weinhändler in Bochum, entdeckte ich im Riesling Regal einen 2005er Riesling Spätlese trocken vom Weingute Schäfer Fröhlich aus der Lage Schlossböckelheimer Felsenberg an der Nahe. Tim Fröhlich, welcher bereits in der 6ten Generation Weinbau betreibt, produziert in seinen Spitzenlagen charaktervolle und mineralische Rieslinge die zum besten zählen was die Nahe zu bieten hat. Wie der Name schon andeutet ist der Felsenberg eine extrem steile Geröllhalde der darüber liegenden Felsformation, mit Südausrichtung. Der Vulkansteinboden erwärmt sich schnell und sorgt für einen idealen Wasserhaushalt. Diese perfekten Bedingungen und eine meist sehr späte Lese geben den Weinen ihre Tiefe und komplexe Aromatik.

Als ich mit meinem Fund zur Kasse wackelte, kommentierte der Händler lächelnd die Flasche mit den Worten: "Bei dem ist die Primärfrucht nur noch rudimentär." Doch was heißt das ?
Zuerst muss man wissen, dass auch manche trockenen Weißweine, vorallem Rieslinge, entgegen der landläufigen Meinung, ein gutes Alterungspotential haben. Ist ein Riesling frisch abgefüllt, besticht er vorallem durch seine saftigen, alles dominierenden Fruchtaromen. Reift er jedoch einige Jahre (oder gar Jahrzehnte) in der Flasche, treten so genannte Sekundäraromen zum Vorschein und seine Farbe wird dunkler. Im Fall des 2005er Rieslings von Schäfer Fröhlich, kann man das schon am Duft erkennen: Noten von getrockneten Aprikosen, Kräutern und Vanille ziehen einen in den Bann. Am Gaumen mit immernoch frischer, zitroniger Säure und Aromen, die mich an Salbei und gelbe Tomaten erinnert. Enorm vielschichtig und komplex. Toller, mineralischer, langer Abgang. Ein Wein der fordert, aber nicht müde macht. Auch wenn ich viele Weißweine am liebsten Jung trinke, ist ein gut gereifter Riesling immer wieder ein Erlebniss.

Alk: 12,5%
Preis: 15€
Punkte: 90/100

Dienstag, 22. Januar 2013

Abgedrehte Dekanter







Uncorked: 2010er Sablet Blanc, Domaine Piaugier

Eigentlich war ich im Weinfachhandel auf der Suche nach weißem Châteauneuf du Pape, doch empfahl man mir einen anderen Weißwein, auch von der Süd-Rhône für nur ein Drittel des Preises. Und zwar einen Sablet Blanc von der traditionsreichen Domaine Piaugier aus dem Jahr 2010. Gekeltert wurde dieser aus den klassischen Weißen Rebsorten der Rhône: Rousanne, Marsanne, Viogner, Clairette und Grenache Blanc von mindestens 30 Jahre alten Reben, welche in der Appelation Côte du Rhône Village auf sandigem Lehm- und Kalksteinböden stehen. Danach wurde der Wein noch kurze 2 Monate im Holzfass ausgebaut.
Im Glas hat der Wein eine brillante Goldene Farbe. Hält man die Nase hinein, duftet es in erst mal "nur" intensiv nach reifen, frisch aufgeschnittenen, roten Äpfeln und zwar all night long. Wenn der Wein etwas Temperatur bekommen hat, kommen noch dezente Honig und Blüten Aromen hinzu.
Am Gaumen ist der Sablet natürlich deutlich breiter und säureärmer als es mein Rieslinggaumen gewöhnt ist, doch die 13,5 % Alkohol sind gut eingebunden und die satten Aromen von etwas Lavendel und saftiger Frucht sind hoch interessant, wenn auch nicht Super komplex. Ein süffiger Südfranzose, der sein wahres Potential wahrscheinlich als Essensbegleiter zu Fisch oder Kalb mit üppigen, sahnigen Saucen offenbart.

Alk: 13,5%
Preis: 12€
Punkte: 85+/100



Riesling Unplugged...

...so heißt der Gutsriesling von Dr. Martin Tesch, vom Weingut Tesch in Langenlonsheim an der Nahe. Der Name trifft es gut, denn Tesch möchte authentische und individuelle Weine produzieren und stellt sich bewusst gegen High-Tech Massenprodukte. Für seine alkoholarmen, trockenen Rieslinge setzt er auf Erfahrung und Handwerk und nicht auf technische Manipulation. Den Toten Hosen scheint diese Philosophie auch zu gefallen, denn für die Düsseldorfer Punkrock-Opas machte Tesch eine Sonderedition. Für mich Grund genug den 2011 Riesling-Unplugged mal zu testen, zumal mir das Etikett extrem gut gefällt. (Ja, man darf auch mal Etiketten-Käufer sein.)

In der Nase dezent nach getrockneten Äpfeln und nassen Felsen. Am Gaumen mit pikanter, erfrischender Säure und Zitrus-Aromen, aber vorallem sehr mineralisch, fast etwas staubig. Der Wein hat Ecken und Kanten, was ihn nie langweilig wirken lässt. Solider Riesling, vorallem für die warmen Tage im Jahr, zu einem sehr fairen Preis.

Alk: 12%
Preis: um 8€
Punkte: 85/100

Happy New Year with PJ

Dieses Silvester wurde bei uns das neue Jahr mit einem echten Klassiker der Champagne begrüßt: Perrier Jouët Grand Brut. Die Maison Perrier Jouët wurde bereits 1811 gegründet (im legendären Kometenjahrgang !) und schon Napoleon war bekennender Fan. Der Grand Brut Non Vintage (also ohne Jahrgang) ist eine Blend aus Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay. Durch die exzellente Qualität der Reserveweine und das Können der Kellermeister entsteht jedes Jahr mit dem Grand Brut das Beispiel für den Stil des Hauses PJ.

In der Nase nach Aprikosen, süßen Limetten und dezent nach Backhefe. Am Gaumen eher der frische Typ trotz relativ milder Säure. Animierende Noten von Pfirsich und Äpfeln. Sehr feine Perlage, man bekommt beim ersten Glas direkt Lust auf ein zweites. Zupackendes, zitrusfruchtiges Finish.
Ein nobler Begleiter für den Jahreswechsel.

Happy New Year

Alk: 12%
Preis: ca. 35€
Punkte: 88/100

Weihnachts Wein

Weihnachten ist die Zeit in der man sich und anderen was gönnen sollte. Da dürfen Heilig Abend ruhig mal ein paar Flaschen entkorkt werden, für die man vielleicht das Jahr über kein richtigen Moment gefunden hat. Es gibt ja auch genug Gründe: Festliche Stimmung, gutes Essen, man sieht Freunde und Verwandte wieder. Dazu feiert T.W. Wineblog noch seinen ersten Geburtstag !

Bei uns gab es dieses Jahr zur Vorspeise eine Variation von Thunfisch und Thai-Mango mit diversen süßen, sauren und pikanten Komponenten. Dazu wählte ich ein Flasche 2009er Pechstein Riesling Großes Gewächs von Reichsrat von Buhl aus der Pfalz. Der Lagenname Pechstein kommt nicht von ungefähr, der ehemalige Vulkan Pechsteinkopf versprühte schwarzes Vulkangestein und Basalt in der, nach Süd-Osten exponierten Lage. Dazu sorgen viel Lehm und Ton für einen guten Wasserhaushalt.
Auch in der Nase des Weins findet man neben Aromen von gelben Früchten auch diese Rauchigkeit wieder. Am Gaumen zeigt er dann seine ganze Pracht: Mango, Passionsfrucht, Quitte, etwas Mandarine und zarte Noten von Holzfeuer. Unglaublich druckvoll und perfekt balanciert. Legt mit mehr Luft und steigender Temperatur immer weiter zu. Evtl. sogar ein Weißwein für die Karaffe. Enorm langer, rauchig-salziger Abgang. Ergänzt sich wunderbar mit der Süße der Thai-Mangos und den asiatischen Gewürzaromen.

Alk: 13%
Preis: 26€
Punkte: 93/100

Im Hauptgang gab es Rinderrücken am Stück gegart, mit Dreierlei Wurzelgemüse und Gratin von blauen Kartoffeln und Jus. Zu den erdigen Aromen des Gemüses und zur dunklen Sauce griff ich zu einem reifen Bordeaux aus St. Julien, vom Linken Ufer der Gironde. Einem 1989er Château Talbot.
Im Glas schon eher Ziegelrot mit leicht bräunlicher Randaufhellung. Intensive, verführerische Nase nach Brombeeren und Waldboden. Am Gaumen purer Luxus: Butterweiche Tannine, die Fruchtaromen von Brombeeren und Cassis sind in den Hintergrund getreten und machen Platz für reifere Noten von Datteln, Leder und Vanille. Alles eingehüllt von dekadenter Extraktsüße und mit nahezu ewigem Finale.  Man merkt ihm seine 23 Jahre positiv an, aber dieser Grand Vin ist in keinem Moment müde oder langweilig.

Alk: 13%
Preis: ca 60€
Punkte: 93/100

Zum Dessert gab es einen 2003er Piesporter Goldtröpfchen Riesling Auslese von Rechsgraf von Kesselstatt, doch kann ich zu diesem Wein, auf den ich mich sehr gefreut hatte, keine Aussage treffen. Leider Kork !

Ich hoffe ihr hattet alle ein schönes Weihnachtsfest und tolle Weine !



Reife Spätlesen aus dem Supermarkt

Bei einem meiner Streifzüge durch die Weinabteilung des Edeka Bukowski in Bochum, stolperte ich über zwei Riesling Spätlesen vom Traditionsweingut Reichsgraf von Kesselstatt von den Spitzenlagen Scharzhofberg und Josephshöfer. Das derartige Weine in den Regalen dieses Edel-Supermarktes zu finden sind verwundert nicht, doch Jahrgang und Preis erregten meine Aufmerksamkeit. Denn wann findet man schon mal einen fast 10 Jahre gereiften restsüßen Riesling aus einer Toplage für 12,90 € ?!

Seit 1349 wird in Trier unter dem Namen Kesselstatt Weinbau betrieben. Das VDP Weingut besitzt mittlerweile 36 Hektar Rebfläche an den Hängen von Mosel, Saar und Ruwer. Darunter einige weltbekannte Lagen, wie zum Beispiel der Scharzhofberg an der Saar mit seinem groben Grauschieferboden. Von hier stammt auch die herrliche 2003er Spätlese: Im Glas mit brillanter gold-gelber Farbe. Riecht man hinein, schlägt einem ein komplexes Bukett von Steinobst und Holunderblüte entgegen. Eine leichte Petrolnote, die auch etwas an Radiergummi erinnert, ist auch vorhanden, aber keinesfalls störend. Am Gaumen mit toller Schieferwürze und Aromen von Grapefruit und Kräutern. Der im Jahr 2003 sehr hoch ausgefallene Zuckergehalt wird von erfrischender Säure gut gepuffert. Langer, mineralischer Abgang. (90/100)

Die zweite Riesling Spätlese aus gleichem Jahrgang stammt von der Mittelmosel, genauer von der Lage Josephshöfer. Dies ist eine Monopol-Lage, also im Alleinbesitz des Weingutes Reichsgraf von Kesselstatt. Der Josephshöfer, welcher zum Ort Graach gehört, wird moseltypisch vom Devonschiefer dominiert, doch mit relativ hohem Lössanteil. Das macht den Wein etwas breiter und saftiger als sein Vorgänger. Trotzdem ist auch hier eine immer noch frische Säure vorhanden. Der Josephshöfer besitzt weniger Kräuternoten und Mineralität, dafür üppige Frucht mit Aromen von Pfirsich, Ananas und reifen Äpfeln. Auch erste Anklänge von Honig sind zu schmecken. Seine saftige Süße bleibt lange am Gaumen haften.(89/100)

Fazit: Augen auf im Supermarkt ! Und: Restsüße Rieslinge sind und bleiben der Hammer zu pikantem Asia Food..!

Alk: beide 8%
Preis: je 12,90€
Gekauft bei: Edeka Bukowski





Riesling trifft Asien

An dieser Stelle ein Nachtrag vom 28.10. An jenem Sonntag nämlich fand auf Schloss Hugenpoet in Essen ein ganz besonderes Weinevent statt. Als Teil der Initiative "Wein&Lebensart Ruhr" ging es unter dem Motto: "Riesling trifft Asien" um Wein und Speisen der extraklasse. Küchenchefin Erika Bergheim lud den japanischen Sternekoch Yoshizumi Nagaya aus Düsseldorf zum Heimspiel in die Küche des Nero ein, um grandioses Fingerfood und ein Wahnsinns 6-Gang Menü zu zaubern. Die begleitenden Rieslinge kamen von den Weingütern Dr. Bürklin Wolf aus der Pfalz, Robert Weil aus dem Rheingau und Van Volxem von der Saar. Diese Highroller ließen sich nicht lumpen und schickten jeweils einen Abgesanten mit, um die einzelnen Weine kurz anzumoderieren. Beim Weingut Van Volxem war dies kein geringerer als Winzer Roman Niewodniczanski höchst persönlich. Nach ein paar Wilkommenssätzen vom Geschäftsführer des Schlosshotels und Schirmherr von Wein&Lebensart Ruhr Michael Lübbert starte dann ein6 Stündigen, kulinarischen Marathon.

Ich möchte jetzt nicht auf jeden einzelnen Wein eingehen, kurzum: Alle waren großartig ! Extrem positiv in Erinnerung geblieben sind mir der zum Empfang gereichte Jahrgangs-Rieslingssekt "1900" von Van Volxem, für den ich einige Champagner stehen lassen würde. Außer dem der 2011er Altenberg Riesling, Alte Reben, Große Lage von Van Volxem der traumhaft zu Durocschwein passte.

Als bekennender Fan von deutschen Süßweinen, war mein persönliches Highlight der 1998er Forster Pechstein "R" von Dr.Bürklin Wolf. Die Trauben für dieses Elixier wurden selektiv von Hand gelesen, nach der Gärung wird der Wein 6-12 Monate im Holzfass ausgebaut und dann 7(!) Jahre im Gutskeller auf der Flasche gelagert. Goldgelb im Glas. Üppige Aromen von Ananas, Honig, Butterkaramell und Vanille. Die Breite Fruchtsüße wird perfekt gestützt von frischer Säure. Komplex, dick, verführerisch und toll balanciert. Laaaanges, mineralisches Finish. Großes Kino !

Alk: 11%
Preis: 36€
Punkte: 93+/100


Drei Bocksbeutel vom Lump

Also ich finde ja Bocksbeutel auch irgendwie komisch. Sie passen in kein Weinregal und haben ein recht eingestaubtes Image. Dabei kommt es ja bekanntlich auf den Inhalt an. Und den besten Inhalt der einzigen bayerischen Weinbauregion Franken kommt wohl von Horst Sauer und von der wahrscheinlich besten fränkischen Lage, dem Eschendorfer Lump. Nach Süden ausgerichtet und geformt wie eine halbierte Satellitenschüssel, sind die Reben vor kalten Nordwinden geschützt und die Sonnenwärme wird optimal gestaut. Der Muschelkalk unter der Löslehm Auflage verleiht den Weinen ihre einzigartige Mineralität.
Horst und seine Tochter Sandra Sauer kultivieren auf ihren 15 Hekta vorallem die drei weißen Rebsorten Silvaner, Riesling und Müller-Thurgau. Und genau die habe ich auch getestet und zwar alle in der Qualität Kabinett trocken und alle vom Eschendorfer Lump.

Als erstes der 2011er Müller-Thurgau, der auch unter dem Namen Rivaner bekannt ist: Tolle Goldgelbe, strahlende Farbe. In der Nase dezent nach Zitrusfrüchten und diesen gelben Zespri Kiwis. Im Mund nach Grapefruit, ein bisschen würzig mit milder Säure und etwas bitter. Mittellanger, etwas sahnig-kremiger Abgang. Easy Drinking.

Alk: 11,5%
Preis: 9€
Punkte: 88/100

Die Star Rebsorte von Horst Sauer: Der Silvaner. Der 2011er duftet nach grüner Papaya und gelber Grapefruit. Am Gaumen fruchtig, mit frischer Säure und Aromen von Mirabellen und Limone. Tolle salzige Mineralität. Die Säure verleiht ihm eine gute Länge. Ein Wein der sein Terroir toll wiederspiegelt, dabei nicht kompliziert wirkt und sehr zum trinken animiert.

Alk: 12%
Preis: 11€
Punkte: 89/100

Das beste zum Schluss, mein Favorit der 2009er Riesling vom Lump ! Intensive Nase nach gelben, reifen Birnen und Quitten. Am Gaumen Pfirsich und Kräuter Aromen, pikante gradlinige Säure. Doch über allem steht unglaubliche Mineralität, als würde man am Meer an einem Stein ablecken. Auch ein wenig Kohlensäure ist noch vorhanden, das wird sich aber bald legen. Bleibt lange haften. Ein Riesling der wach macht.

Alk: 12%
Preis: 11€
Punkte: 91/100

Alle Weine gekauft bei: Lobenbergs Gute Weine

Uncorked: 2010er Spätburgunder Gutswein QbA, Salwey

Um 1950 von Benno Salwey gegründet, liegt dieses Weingut malerisch im Anbaugebiet Baden. Genauer am Kaiserstuhl, die Region mit den meisten Sonnenstunden in ganz Deutschland. Dieses warme Mikroklima im Oberrheintal lässt die Pinot Noir Trauben optimal ausreifen und bringt die typische üppige Fruchtigkeit und kühle Nächte die nötige Säure. Der Vulkansteinboden verleiht dem Wein zusätzlich seine feine Mineralität.
Die Trauben für den Spätburgunder Gutswein werden jedes Jahr mit mindestens Kabinett Qualität geerntet. Nach der 23 Tage langen Gärung, lagert der Wein 12 Monate in alten Barrique Fässern und wird dann unfiltriert auf Flaschen gefüllt.
2010 war ein extrem gutes Jahr am Kaiserstuhl und brachte eine herrlichen Spätburgunder, der verführerisch nach Himbeeren und Walderdbeeren duftet. Am Gaumen weich, fruchtig, mit dezenter Fasswürze, leicht rauchig. Die frische Säure sorgt für einen guten Abgang.

Alk: 13%
Preis: ca. 10€ ab Weingut
Punkte: 89/100

Schloss Johannisberg "Silberlack" Riesling Erstes Gewächs 2006-2011

Eher zufällig stolperte ich in diese spannende Probe: Beim Winetasting auf der Hausmesse von Herrn Rainer Bierwirth sprach uns einer seiner Mitarbeiter an, drei Stockwerke höher würde eine Silberlack Probe Jahrgänge 2006-2011 vom Weingut Schloss Johannisberg statt finden, ob wir nicht Lust hätten teilzunehmen. Auch wenn ich mich derzeit im Spätburgnunder Modus befand, sagt man zu so einer Einladung natürlich nicht nein.

Moderiert wurde die Probe von Sommelier und Vertriebsleiter von Schloss Johannisberg Stefan Doktor. Zuerst gab es ein paar Fakten über den Riesling Silberlack: Im Rheingau heißt das Große Gewächs Erstes Gewächs, also die höchste trockene Qualitätsstufe. Auf Schloss Johannisberg werden diese Flaschen mit einer Silbernen Kapsel am Flaschenhals gekennzeichnet. Dieser reinsortige Riesling stammt ausschließlich aus der Monopollage Johannisberg, wird nur mit Weinbergs bzw. Keller eigenen Hefen vergoren und das nur im ältesten Kellerteil des Weingutes, welcher seit 900 Jahren existiert. Auch die Gärfässer haben schon einige hundert Jahre auf dem Buckel und sind aus dem Holz von Eichen, welche im Weingut eigenen Wald wachsen. Herkunftscharkter also nicht nur vom Boden !

Der erst kürzlich auf den Markt gebrachte 2011er zeigt sich noch recht verschlossen. Mit 3,6 g/l Restzucker ist er der trockenste Silberlack der letzten Jahrzehnte. Doch wirkt er am Gaumen nicht zu trocken. Sehr kühl, mineralisch und komplex, aber noch jung und zurückhaltend. Intensives Süß-Säure Spiel, nicht zuletzt durch 13,5% Alkohol, lässt großes Zukunftspotential erwarten (91/100).
Der 2010 ist schon deutlich offener, mit üppiger, fruchtiger Nase nach Birne, Apfel und Holunderblüte. Sehr saftig mit langem mineralischem Finish (92+/100). Der Silberlack aus dem Spitzenjahrgang 2009 ist noch längst nicht am Höhepunkt. Intensives Bukett nach Gelbem Steinobst und Quitte, würzig und unglaublich mineralisch. Noch ein paar Jahre im Keller vergessen (92/100).
Der 2008er gefällt mir als Acid-Head besonders gut. Würzig, kühl, exotisch, nach reifer Ananas. Messerscharfe frische Säure, sehr mineralisch. Nahezu ewiges Finish. (94/100). Der 2007er ist kommt im direkten Vergleich nicht so gut weg. Er ist zwar komplex mit würzigen Angklängen, doch fehlt mir der Druck am Gaumen und die animierende Säure der Rheingauen Rieslinge (89+/100). Der letzte Riesling der Verkostungs stammt aus dem WM Jahr 2006. Ein extrem heißer Sommer, gefolgt von einem miesen, verregneten Herbst. Doch eine Toplage erbringt auch in solchen schwierigen Jahren einen tollen Wein. Der '06er ist der breiteste und reifste der bisher verkosteten. Saftig Süß am Gaumen mit Anklängen von Honig und Algen. 8 g/l Restzucker und mächtige 14,5% Alkohol schaffen ein volles Mundgefühl. Gute Säure und ein leicht bitteres Finish. (92/100)

Diese Probe zeigt einmal mehr das unumstrittene Reifepotential von trockenen Top-Rieslingen und wie diese Rebsorte Jahrgang und Terroir exzellent wiederspiegeln kann.




Uncorked: 2007er Gutsriesling trocken, Weingut Wittmann

Schon seit 1990 bewirtschaftet das Weingut Wittmann in Rheinhessen seine Rebflächen kontrolliert ökologisch. Seit 2004 sogar komplett nach biodynamischen Richtlinien. Die Familie Wittmann vertritt die Philosophie, dass nur so, der Boden (vorwiegend Kalkstein) und die Lage, also das Terroir, optimal in den fertigen Wein übertragen werden kann. Der Erfolg der letzten Jahre scheint ihnen Recht zu geben: Etliche Auszeichnung für ihre Weine haben sie bekommen und die Wittmannsche Riesling Kollektion gehört jedes Jahr zu den Besten Deutschlands. Auch der Einsatz von Holzfässern beim Riesling, wird hier gekonnt eingesetzt, nie dominant, immer in dezenter Dosis.
Dass selbst der Basis Riesling Potential zum Reifen hat, zeigt der 2007er eindrucksvoll. In der Nase typisch nach gelbem Steinobst, aber auch mit höchst interessanten Noten von frisch geschnittenem Kürbis und etwas abgebrannter Wunderkerze. (Klingt komisch, ist aber so !) Am Gaumen mit dezenter, doch frischer saftiger Säure, was den Wein sehr bekömmlich und süffig macht. Schönes Aprikosenaroma tritt in den Vordergrund. Der Wein wirkt recht üppig und etwas breiter, ist dabei aber niemals aufdringlich und moderat im Alkoholgehalt.
Ich habe die Flasche wieder verkorkt und am nächsten Tag, nach Feierabend zu selbst gemachten pikanten Frühlingsrollen getrunken. Ich kann mir kaum eine bessere Kombination vorstellen ! Das Spiel aus Süße, Säure und Schärfe, der Hammer...

Alk: 12%
Preis: ca. 10€
Gekauft bei: vinery Bochum
Punkte: 89+/100

Nerd Wine Time !

Heute möchte ich über zwei Flaschen Wein berichten, die beide auf unterschiedliche Art außergewöhnlich sind. Beim ersten Wein ist es nicht nicht das Weingut, das ungewöhnlich ist. Denn das VDP Weingut Meyer-Näkel in Dernau an der Ahr ist auch über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt und die Spätburgunder Weine von Familienoberhaupt und Rotweinpionier Werner Näkel genießen weltweit Anerkennung. Zwar sind die Steilhänge an der Ahr zum Großteil mit Pinot Noir bestockt, doch gibt es hier auch den fast in Vergessenheit geratenen Frühburgunder. Wie der Name schon sagt reift diese Traubensorte 2-3 Wochen früher als sein Artverwandter der Spätburgunder. Diese "divenhafte" Rebsorte bringt nur sehr geringe Erträge und benötigt viel individuelle Pflege, weshalb sie wenig kultiviert wird. Doch besitzt der Winzer das Know-How und gute Lagen, (und Werner Näkel hat beides) kann diese Rebsorte sehr finessenreiche Weine hervorbringen.
So wie den 2010er Frühburgunder von Meyer-Näkel: Sehr schöner Duft nach Himbeeren und Holunder und leicht nach Buttermilch. Im Mund elegant und schlank, wirkt im ersten Moment fast süß, trotz einer 0 g/l Restsüße. Dann treffen Aromen von Rauch und etwas Vanille den Gaumen, dazu frische Säure und samtige Tannine. Schöner Abgang der ein bisschen an gepfefferten und geräucherten Speck erinnert.

Alk: 13,5%
Preis: um 20€ (glaube ich, ist schon etwas her)
Gekauft bei: direkt am Weingut
Punkte: 90/100

Der zweite Wein ist ein Grüner Veltliner. Was daran ungewöhnlich ist ? Das dieser "Greener" nicht aus Österreich, ja nichtmal aus Europa kommt ! Er kommt aus dem Edna Valley in Kalifornien, quasi dem Versuchslabor der US Westküste. Hier kultiviert der Franzose Christian Roguenant Riesling und Grüne Veltliner auf seinem Paragon Vineyard. Und das sowas gewisse Risiken birgt, sagt schon der Name des 2010ers, " Zocker ". Warum gerade Veltliner, kann man schön beschrieben auf dem Rücketikett lesen. (Siehe Foto)
Der Wein duftet nach Äpfeln und Melone. Am Gaumen trocken, mit straffer Säure. Nicht ganz in der Balance mit der Frucht. Noten von grünem Gemüse und Limette. Kurzes, aber schönes, salziges Finish mit typischen weißen Pfeffer Touch.

Alk: 13,5%
Preis: 18$
Gekauft bei: Trader Joe's Winestore
Punkte: 85/100

Riesling @ Terroir Wine Bar NYC

Es ist "Summer of Riesling" in der Terroir Wine Bar auf der 12th Street East in Manhattan, New York. Das bedeutet eine unglaubliche Auswahl an offenen und geschlossenen Rieslingen aus Deutschland, Österreich, Australien und natürlich auch aus den USA. Dazu amerikanische Fusion Küche vom Feinsten. Für mich zwei Gründe diesem Szeneladen mal einen Besuch abzustatten.
Nachdem wir uns für die ganze Poularde Rouge mit Knoblauch und Limone, dazu geschmorte Rauke und gerührte Jalapeño Polenta entschieden hatten ging es an die Weinauswahl. Ich erklärte der sehr netten Sommeliere, dass ich gerne leicht restsüßen Riesling trinken würde, aber nicht aus Deutschland, sondern am liebsten aus New York. (Der Grund liegt auf der Hand!) Nach kurzer Beratung mit einem Kollegen empfahl sie mir den halbtrockenen 2010er Riesling der Kellerei Red Newt von den Finger Lakes. In dem relativ großen Anbaugebiet Finger Lakes, im Norden des Bundesstaates New York, wird seit 1839 Weinbau betrieben. Vorallem Riesling, Cabernet Franc und Pinot Noir haben in diesem recht kühlen Klima ein Zuhause gefunden. Vom Weingut Red Newt hatte ich bereits Positives vom New Jersey- Weinpapst Gary Vaynerchuk gehört.
Der Wein passte hervorragend zum pikanten Hühnchen, in der Nase und am Gaumen intensiv nach gelben Äpfeln. Grandioses Süß-Säure Spiel mit feiner Mineralik. Komplexes und langes Finish. Sehr trinkig, fast wie Cider. Ein gelungener Abend in einer Weinbar, die ich in Deutschland, so noch nicht gefunden habe.

Alk: 11,9%
Preis: 44$
Gekauft bei: Terroir Winebar NY
Punkte: 89/100

Uncorked: 2009er Cuveé Henri Boudau, Domaine Boudau

Fruchtbomben-Liebhaber gehen hier leer aus. Heute gibt es Old School Rotwein aus Frankreich, genauer vom Fuß der Pyrenäen, aus der AOC Côte du Roussillon. Die Domaine Boudau liegt über dem Dorf Rivesaltes und wird von den Geschwistern Veronique und Pierre geführt und nun stetig auf biodynamische Bewirtschaftung umgestellt. Auch die Stilistik der Weine der Domaine änderte sich mit der Übernahme der Geschwister: Seit den frühen 90ern liegt das Augenmerk auf trockenen Rotweinen, obwohl der Name Boudau nach dem 2ten Weltkrieg eher für edelsüße Weine aus der Grenache Traube, den Vin Doux Naturel, stand.
Die Cuveé Henri Boudau ist nach dem Vater von Veronique und Pierre benannt, welcher 1967 im Alter von nur 44 Jahren starb. Dieser tief dunkle Rotwein besteht aus 60% Syrah, 30% Grenache Noir und 10% Carignan und wurde 12 Monate in Eichenfässern ausgebaut. Beim ersten riechen vielen in der Runde Sätze wie "Riecht wie der Schokoriegel-Automat an der Uni" oder "Wie Balisto, aber das mit der roten Verpackung !" Also Noten von dunkler Schokolade und getrockneten schwarzen Früchten. Am Gaumen wieder Schokolade, Pflaume, Leder und Tabak. Schöne Säure und reife Gerbstoffe mit würzigem, erdigem Abgang. Zu Gans oder Wildgerichten sicher ein Traum, aber auch solo ein Genuss, wenn man auf Charakterweine ohne viel Frucht, dafür mit ordentlich Würze steht..!

Alk: 14%
Preis: 11€
Gekauft bei: Vinery Bochum
Punkte: 88+/100

Big Boy Amarone

An dieser Stelle möchte ich über ein kleines Amarone Tasting berichten. Oder besser über einen Vergleich zweier Weine aus den gleichen Rebsorten und dem gleichen Anbaugebiet, welche doch sehr verschieden sind. Zunächst: Was ist das Besondere an Amarone ? Der Amarone kommt aus Venetien, genauer Valpolicella und wird aus den dort heimischen Rebsorten Corvina, Rondinella, Molinara und Corvione verschnitten. Nach der Weinernte im Herbst werden die Trauben auf Holzgestellen getrocknet. Erst im nächsten Jahr werden dann die rosinierten Beeren abgepresst. Die Italiener nennen dieses Verfahren Appassimento. Dadurch entsteht ein sehr konzentrierter Rotwein welcher durch die hohe Zuckerkonzentration im Most nach der Gärung meist einen recht hohen Alkoholgehalt aufweist.

Der erste getestete Amarone stammt aus dem Jahr 2006 und ist vom Erzeuger Zenato. Die Trauben für diesen Wein, 80% Corvina, 15% Rondinella und 5% Molinara, wurden 4 Monate getrocknet und dann gepresst. Anschließend reifte der Wein 30 Monate in französischen Barrique-Fässern und nochmals 12 Monate auf der Flasche. In der Nase nach vertrockneten dunklen Beeren und Gewürzen und Roter Beete. Am Gaumen erst extracktsüß, mit starken Tanninen, nach schwarzen Kirschen und etwas Eukalyptus. Beim Abgang sehr komplexund extrem lang, mit der für Amarone typischen Bitternote (Amaro, ital. für: Bitter). Doch leider fällt der hohe Alkohol Gehalt hier unangenehm auf, man bekommt ein heißes Gefühl im Rachen. Wir haben den den Wein am nächsten Tag (also ca 26 Stunden im Dekanter) nochmals nachdegustiert und der Wein wirkte insgesamt runder und der hohe Alkohol war nicht mehr so sehr zu spüren.

Alk: 16,5%
Preis: 32€
Gekauft bei: Vinery Bochum
Punkte: 88/100

Der zweite Amarone kommt aus dem Traditionshaus Tommasi, dessen Geschichte bis ins Jahr 1902 zurück geht. Der 2008er besteht aus 50% Corvina, 15% Corvione, 30% Rondinella und 5% Molinara. 18 Monate in slowenischen Eichenfässern ausgebaut und danach noch 6 Monate auf der Flasche gelagert. In der Nase nach Brombeeren, Vanille und etwas Tabak. Am Gaumen deutlich fruchtbetonter und saftiger als der Zenato, nach Sauerkirschen und Backpflaumen. Auch hier straffe Tannine, doch runder und geschliffener. Toller langer, leicht bitterer Abgang mit weniger Alkoholschärfe.

Alk: 15%
Preis: 39€
Gekauft bei: Vinery Bochum
Punkte: 89/100

Uncorked: 2008er Spätburgunder Recher Herrenberg, Jean Stodden

Eines der besten Weingüter der Ahr und einer der renommiertesten Pinot Noir Erzeuger in Deutschland ist das Rotweingut Jean Stodden. Wie der Name schon vermuten lässt, geht es Winzer Gerhart Stodden neben etwas Riesling und Frühburgunder vorallem um Spätburgunder. Seine burgunderähnlichen Pinot Noirs haben in Deutschland, trotz seiner stolzen Preise eine wachsende Fangemeinde. Die Lage Recher Herrenberg bringt jedes Jahr ganz besondere Spätburgunder hervor. Fast 60% Steillage und Schieferverwitterungs Böden mit Grauwacke bringen reife Frucht und tiefe Mineralität in den Wein. 16 Monate Ausbau in gebrauchten und neuen Eichenfässern, machenden Wein gut lagerfähig und verleihen dem Wein ein dezentes Holz-Makeup.
Der 2008er bildet im Glas bereits einen Ziegelroten Rand mit einem leuchtend Kirschroten Kern. In der Nase intensiv nach Waldbeeren und angenehm nach Holzkohle. Am Gaumen erst dezent, mit leichten roten Fruchtnuancen, dann schlägt die die Säure und Reifen geschliffenen Tannine zu. Leichtes Holz und Toast Aroma kommt hinzu. Langer mineralischer Abgang.

Alk: 13%
Preis: 23€
Gekauft: direkt am Weingut
Punkte: 89/100

Uncorked: 2008er Muskateller Spätlese trocken, BurrweilerSchlossgarten, Theo Minges

Hier ein Wein den ich heute beim stöbern in der Weinhandlung "Der Franzose" in Bochum gefunden habe und zum Abndessen direkt mal entkorkt habe. Eine Spätlese vom Gelben Muskateller, aber trocken ausgebaut, d.h. der Zucker ist fast komplett vergoren. Er stammt vom VDP Weingut Theo Minges aus der Pfalz, genauer aus Flemlingen. Der Boden der Lage Schlossgarten besteht aus sandigem Lehm mit hohem Kalanteil. Die mittlerweile fast vier Jahre auf der Flasche verleihen dem Wein ein brillantes Gold-Gelb. Die Nase ist absolut umwerfend und so wie man es von einem Muskateller erwartet: intensiv nach Rosen, Reifen Trauben, Melone und etwas Muskatnuss. Am Gaumen erst süß, doch das ist nicht der Restzucker sondern die tolle Saftigkeit und Extrakt. Dann kommt eine gradlinige Säure zum Vorschein, welche die Muskat- und Fruchtaromen exakt hervorhebt. Auch ein wenig Mineralität ist zu schmecken. Dazu sich eine leichte Bitterness die das Wechselspiel am Gaumen noch spannender macht. Geiler Stoff !

Alk: 12,5%
Preis: 11,30€
Punkte: 90/100

Uncorked: 2008er Ridgeview Knightsbridge, Cuveé Merret, Sussex

Ich las bereits vor einigen Jahren Berichte über "Sparkling Wines" aus dem Süden Englands. Viele internationale Preise hätten diese raren Tropfen gewonnen und sie seien eine der wenigen echten Alternativen zu Champagner. Als ich im letzten Jahr in London war begab ich mich auf die Suche und wurde bei Harolds fündig. Die Ridgeview Schaumweine,aus Ditchling in Sussex, welche nach der traditionellen Champagner Methode hergestellt werden, gelten als eine der besten im Königreich. Die Spitzencuvee "Merret" aus 63% Pinot Noir und 37% Pinot Meunier, ist benannt nach Christopher Merret, einem Engländer, welcher nach Meinung seiner Landsleute 1662, also 30 Jahre vor den Franzosen, die traditionelle Schaumweinmethode erfunden haben soll. Heute zu meinem Geburtstag öffnete ich eine Flasche und war positiv überrascht: Dieser goldgelbe Blanc de Noir duftet herrlich nach Hefe, gebuttertem Brioche und Aprikosen. Tolle feine Perlung. Im Mund frisch, mit Aromen von roten Früchten und wieder Aprikosen. Langer, leicht herber Abgang. Dieser Wein würden in einer Blindverkostung sicher einige Champagner alt aussehen lassen !

Alk: 12%
Preis: 30£
Gekauft bei: Herolds London
Punkte: 91/100

Uncorked: 2001er Gevrey-Chambertin, Gérard Seguin

Das Burgund: Wer sich in dieser ganz eigenen Weinwelt auskennt, ist ein Genie. Extrem viele verschiedene kleine Appelationen und Örtchen, Hunderte Klein- und Kleinstlagen. Die Appelationen Gevrey-Chambertin liegt an der Côte de Nuits, ist ca 409 Hektar groß und ausschließlich bin Pinot Noir bestockt. Der Veielles Vignes von Gérard Seguin präsentiert sich in der Nase traumhaft komplex, nach Sauerkirschen und Blaubeeren duftend mit einem dezenten Holzton.Am Gaumen leicht, frisch, mit straighter Säure. Aromen von roten Früchten und etwas Gewürzen. Schöner Nachhall.Ich habe bis jetzt leider wenig Burgunder getrunken und daher fällt mir eine Einschätzung etwas schwerer, aber mir hat dieser Wein gut geschmeckt und das ist es ja was zählt !

Alk: 12,5%
Preis: ca.15€
Punkte: 87/100

Uncorked: 2009er Elias Mora "6 meses ein Barrica"

Explosiver Wein aus der D.O. Toro, einem der aufstrebenden spanischen Anbaugebiete der letzten Jahre. Gekelltert aus der lokalen Variante der Tempranillo Traube, dem Tinta de Toro. Karge Böden, raues Klima und Rebstöcke so alt wie mein Opa ergeben einen satten dunkelroten Wein. In der Nase nach Kirschen, Vanille und Kräutern. Am Gaumen frisch, nach dunklem Berren Likör, rauchig, fleischig. Harmonie aus Holz, Gerbstoffen und Säure. Tolles mineralisches Finish.

Alk: 14%
Preis: 11,90€
Punkte: 90/100

Uncorked: 1996er Calon Segur 3eme GCC

Der Bordeaux mit Herz. Dieses Markenzeichen verdankt dieses weltbekannte Weingut dem Comte de Segur, der im 18 Jh. so verliebt in dieses Château in St.Estephe war, dass er dort einzog. Die sehr steinigen Böden des Weinguts sind bestockt mit 65% Cabernet Sauvignon, 20% Merlot und 15% Cabernet Franc. Nur 20.000 Kisten werden pro Jahr produziert.Der 96er besitzt herrliche Aromen von Schwarzer Johannisbeere, Dörrobst, Rosmarin, Zigarren und altem Leder. Ganz dezente Salzigkeit. Länger Nachhall. Ein Finessenreicher, komplexer Wein, geprägt vom Cab Sauvignon.

Alk: 13%
Preis: ca 85€
Punkte: 91+/100

Uncorked: 2008er Schmitges "Prälat" Alte Reben, Riesling Spätlesetrocken

Gegen Schlechtwetter-Blues hilft Riesling trinken ! Unsere Wahl viel auf einen Mosel-Riesling von Winzer Andreas Schmitges. Frische, mineralische Frucht, sauber, puristisch in der Nase. Aromen von Zitrusfrüchten, Birnen, Pfirsichen. Saftige Süße. Tolle Säure. Leicht salziges, langes Finish. Auch in 5-6 Jahren sicher interessant.

Alk: 12%
Preis: 16,90 €
Punkte 90/100

Uncorked: 2007er Aventino Crianza

Mitternachtssnack: Frisches Brot mit spanischer luftgetrockneter Stier-Salami ! Da gehört natürlich ein Glass Vino Tinto dazu. Ich griff zum Aventino, einem reinsortigen Tempranillo aus dem Ribera del Duero von 80 jährigem Rebstöcken. 12 Monate in französischer Eiche ausgebaut. Aromen von Cassis, ein wenig Schwarze Kirschen, Vanille und etwas zu alkoholisch. Stramme Tannine, gut zu deftigem Essen. Leider etwas zu viel Holzgeschmack und ein recht karger Abgang...den Preis ist er nicht wirklich wert.

Alk: 13%
Preis: 15€
Punkte: 80/100

Uncorked: 2003er Château de Thenon Saussignac

Eine wirklich schöne Alternative zum oft überteuertem Sauternes, denn auch die Rebsorten sind die gleichen. Semilion, Sauvignon Blanc und Muscadelle ergeben hier einen goldenen, leicht öligen Wein. Herrlich zu Stopfleber oder zu richtig übel stinkendem Rohmilchkäse. Aromen von überreifer Birne, Pfirsich, Honig und Croissants. Dick und süß, aber gut gestützt von Säure und Alkohol. Ein tolles Preis-Leistungs Verhältnis.

Alk: 14%
Preis: 7€ (50cl)
Punkte: 89/100

Uncorked: 2009er Bourgogne Blanc Couvent des Jacobins

Dieser reinsortige Chardonnay von Louis Jadot wurde zu 50% im Edelstahltank und zu 50% im Eichenholzfass ausgebaut. Dies ergibt eine gelungenes Gleichgewicht aus Schmelz, mit dezenten Holztönen und fruchtiger Säure nach Aprikosen und Birnen. Nichts spektakuläres, aber ein solider Speisenbegleiter zu gegrilltem hellen Fleisch oder Pasta. Ich finde diesem Wein fehlt am Anfang etwas der Punch, dafür besitzt er einen schönen langen Abgang.

Alk: 13%
Preis: ca 12€
Punkte: 82/100

Uncorked: 2007er Wehlener Sonnenuhr Riesling Spätlese Selbach Oster

Wieder Riesling. Wieder Mosel. Wieder Selbach Oster. Aber diesmal die Spätlese von der Spitzenlage Wehlener Sonnenuhr. Die Trauben wachsen hier am extremen Steilhang auf groben Devon-Schiefer. Dieser Wein riecht nach nassem Schiefer, Grapefruit, Pfirsich, Honig und hat eine leichte Tankstellennote (was ich gut finde). Im Mund saftig, süß wie reifer Apfel und Ananas, aber getragen von angenehmer Säure. Dicht, aber klar und sauber. Laaaanger Abgang. Groß. Auch in 10 Jahren noch.

Alk: 8,5%
Preis: 15€
Punkte : 92/100

Uncorked: 2008er El Castro de Valtuille Barrica

Der El Castro de Valtuille von Winzer Raúl Perez kommt aus dem spanischen Anbaugebiet Bierzo. Im Ausland noch eher unbekannt, werden die Weine aus Bierzo in Spanien bereits ordentlich abgefeiert. Hier ist die vorherrschende Rebsorte die Mencía Traube. Auch der El Castro wird zu 100% aus der Mencía gekelltert und 12 Monate im Barrique ausgebaut. Ein herrlich dichter Wein der einen schon beim ersten riechen in den Bann zieht: Reife Pflaumen und Kirschen, würzig, nach Leder und toastige, dezente Holznoten. Am Gaumen erst mit starken Tanninen, welche aber gut eingebunden sind und weicher werden, wenn der Wein etwas Luft bekommt. Dann mineralisch, rauchig und nach dunklen Waldbeeren und Kräutern. Schöner, langer Nachhall. Bei 16 Grad zu einem guten Stück Fleisch oder Chorizo...Hammer ! Robert Parker gibt diesem Wein 92 Punkte. Ich bin nicht ganz so großzügig, aber dieser Wein ist jeden Cent wert.

Alk: 14%
Preis: 19,90€
Punkte: 90/100

Uncorked: 2008er Zeltinger Riesling Selbach Oster

Seit ca 1600 befindet sich das Weingut Selbach Oster in Zeltingen an der Mittelmosel. Dieses Traditionsweingut ist definitiv mitverantwortlich für den guten Ruf, den deutscher Wein mittlerweile international besitzt. Die Eisweine und Trockenbeerenauslesen der extrem steilen Lagen wie Zeltinger Sonnenuhr, erzielen jedes Jahr auf Auktionen Rekordpreise, gerade in den USA. Ich hatte vor etwa zwei Jahren das Glück, den Kellermeister und Winzer Johannes Selbach bei dem Weinhändler meines Vertrauens persönlich kennenzulernen. Der sympathische Weinbauer stellte sämtliche Prädikatsstufen seiner fünf Lagen vor. Die Qualität war durchweg enorm. Doch auch wenn die Stärke dieser Moselweine im restsüßem Bereich liegt, gibt es herrliche, trockene Terroir-Weine. Der 2008er Zeltinger Riesling hat wirklich Charakter. Schöne Riesling Nase, Quitte, Grüner Apfel, Zitronenschale. Am Gaumen deutliche Mineralik, Zitrusfrüchte, ganz leichte Kohlensäure und messerscharfe Säure. In diesem Preissegment schwer zu finden.

Alk. 12,5%
Preis: 6,40€
Punkte: 88/100

Uncorked: 2010er Roter Riesling Prinz QbA

Trotz des Namens geht es hier um einen Weißwein. Der Rote Riesling ist eine Urform des Rieslings und besitzt eine leicht rötliche Pigmentierung in der Schale. Vom rheingauer VDP Weingut Prinz mit üppigen 13 Umdrehungen in die Flasche gebracht. Das ergibt im Glas eine herrliche Farbe, ganz leichte rötliche Reflexe in einem sonst goldenem Wein. In der Nase intensiv nach Äpfeln und Birnen. Am Gaumen frisch, fruchtig, mit schöner Säure und angenehmer Salzigkeit. Unverschämt langer Nachhall. Aber auch mit einem stolzen Preis für einen QbA.

Alk: 13%
Preis 14€
Punkte: 87/100

Uncorked: 2004er Sonorus Reserva

50% Cab Sauvignon, 40% Tempranillo und 10% Granacha aus den spanischem Anbaugebiet Navarra. Reserva bedeutet in Spanien mind. 12 Monate im Fass und zusätzlich mind. 2 Jahre in der Flasche gelagert. Das bedeutet, dass ein Reserva frühestens drei Jahre nach der Ernte auf den Markt kommt. Dieser hier ist wirklich gelungen: In der Nase angenehme Holznoten und viel dunkle Frucht, vorallem Brombeere. Im Mund auch viel reife Brombeere, fruchtig, leichte Extraktsüße und gut eingebundene Gerbstoffe. Leicht gekühlt am besten. Wirklich sehr lecker, man bekommt sofort Lust auf ein zweites Glas !

Alk: 13%
Preis: 14€
Punkte: 89/100

Uncorked: 2009er Macôn Charnay

Gestern überlegte ich, welcher Wein wohl zu meinem herrlichen Mangoldsalat mit Speck und Pilzen passen würde und entschied mich für einen Weißwein aus dem Burgund, genauer aus dem Macônnais. Dieser reinsortige Chardonnay von der Domaine Manciat-Poncet ist ein wirklich interessanter Wein. Steckt man die Nase ins Glas, kommt einem ein intensiver Geruch von überreifen Birnen, Äpfeln und Grapefruits entgegen. Im Mund fruchtig mit schöner Säure, am Ende leicht nach Butter, ganz leichter Brandy-Touch und etwas salzig. Ich finde: kein Altagswein, aber spannend zu trinken.

Alk: 13%
Preis: unter 10€
Punkte: 85/100


Samstag, 12. Januar 2013

Riesling und was Süßes im Fährhaus

Die erste paar Tage des Jahres verbrachte ich, wie schon letztes Jahr, im Hotel Fährhaus in Munkmarsch aus Sylt. In freudiger Erwartung lies ich mir vorab die Weinkarte auf unser Hotelzimmer bringen, um mir in aller Ruhe aus diesem 53 Seiten starken Wälzer eine Flasche fürs Dinner auszusuchen. Meine Wahl viel auf den 2009er Riesling Saarburger Rausch Großes Gewächs vom Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken an der Saar. Zum einen weil der Preis fair war und zum anderen weil ich schon so oft positives von diesem Weingut, vorallem im Restsüßen Bereich, gehört habe. Meine Neugier zahlte sich aus: In der Nase frisch nach Pfirsich und grünem Tee. Am Gaumen unglaublich leicht und schlank und trotzdem mit enormer Aromenvielfallt und Finesse. Apfel, Limettenschale und wieder Pfirsich am Gaumen mit ganz dezenter salziger Schieferwürze. Die Säure sehr gut integriert. Am nächsten Tag (ja ich habe geschafft etwas übrig zu behalten) kamen noch Honig und Kräuternoten hinzu und das Bukett wurde noch komplexer und dichter. Ein großer Wein !

Alk: 12,5%
Preis: 65€ (im Restaurant)
Punkte: 93+/100

Zum Dessert gönnte ich mir dann noch ein Schlückchen Süßwein. Die Someliere empfahl zu meinem Armen Ritter vom Walnuss-Brioche mit Zimt Eis, Apfel und Maronen eine 2008er Beerenauslese vom Weingut Kracher vom Neusiedlersee in Österreich. Diese besteht zu 40% aus Chardonnay, 40% Welschriesling und 20% Bouvier. Alle Rebsorten wurden ca. 12 Monate in Holzfässern ausgebaut. Der Wein besitzt eine dezente mineralische Nase nach Honig. Am Gaumen mit Aromen von kandierten Zitrusfrüchten, Litchi und gut dosierten vanilligen Holznoten. Die 150g/l Restsüße werden von der Säure gut ausbalanciert. Der Wein ist schön viskos und bleibt lange haften.

Alk: 12.5%
Preis: ca 16€ (0,375l)
Punkte: 89/100



Uncorked: 2011er Schweigener Muskateller QbA, Friedrich Becker

Gelber Muskateller...in den meisten Weinhandlungen in denen ich nach dieser unterschätzten Rebsorte frage, höre ich: "Wir haben nur Muscadet, aber ist ja ähnlich" oder "Führen wir leider nicht, da besteht keine Nachfrage" oder einfach nur "Hammwa nich!". Natürlich ist der Muskateller nicht einfach zu kultivieren. Doch in Deutschland und Österreich gibt es Winzer mit dem nötigen Ehrgeiz, Know How und Anbaubedingungen. Einer von diesen Muskateller-Bewahrern ist Friedrich Becker aus Schweigen in der Südpfalz. Er bring Jahr für Jahr einen herrlich fruchtbetonten, nicht ganz trockenen und absolut sortentypischen GM auf den Markt.
Der 2011er ist sein Geld schon wert, wenn man nur dran riecht, denn das ist DIE Muskateller Aromabombe: Rosenblüten, Sternfrucht, reife Honigmelone und natürlich ein Hauch Muskat.
Am Gaumen mit ein bisschen jugentlicher Frizzante-Action. Schöne Breite Fruchtaromen mit leichtem Kräuter Touch. Die geschätzten 20-30 g/l Restzucker werden von saftiger Säure gestützt, dazu kommt eine steinige Mineralik. Der Wein könnte für meinen Geschmack etwas schlanker sein, doch das hemmt die Süffigkeit nicht.
Ein gut gemachter, kalter Muskateller ist ein genialer Aperitif und ein toller Sommerwein, vorallem zu frischem Obst. Give GM a chance !

Alk: 11%
Preis: 12 €
Gekauft bei: Frischeparadies
Punkte: 87+/100