Dienstag, 24. September 2013

Uncorked: 2011er Albariño, Paco & Lola

Als meine Freundin aus Barcelona wieder kam, sagte sie mir, dass sie mir eine Flasche spanischen Weißwein mitgebracht hätte. "Die Packung ist so schön, die könnte man als Handtasche tragen !" sagt Sie. Da dachte ich direkt an Rías Baixas und vorallem an Albariño. Und ich sollte Recht behalten. Wo in Rueda bei der Verpackung der Verdejos und Sauvignon Blancs nach meinem Geschmack eher gekleckert wird, wird in Rías Baixas geklotzt. Einige der modernsten Bodegas in ganz Spanien kommen aus dieser galicischen Region und das nicht nur was die Weinbereitung anbelangt, sondern auch Design und Marketing. 

Das Weingut Paco & Lola wurde erst vor einigen Jahren fertiggestellt und gehört ganz sicher dazu. Zum größten Teil unterirdisch gebaut, um einen kühlere Umgebung für die Vinifikation zu schaffen, setzt die Bodegas ausschließlich auch modernste Kellertechnik in Sachen Temepraturkontrolle, Pressen und Filtern. Auch Etiketten- und Websitedesign Folgen einem gut durchdachten Konzept. 
Das Aushängeschild ist der Albariño. Dem Riesling nicht ganz unähnlich, vermag es die Albariño Traube ihre Herkunft auch ins Glas zu bringen. Auch der Name Albariño bedeutet übersetzt "Die kleine Weiße vom Rhein", doch hat sie genetisch nur wenig mit dem Riesling am Hut. 



Der 2011er wurde wie jedes Jahr von Hand gelesen und selektiert und kühl in Edelstahltanks vergoren. In der Nase nach frischem Pfirsich, Apfel, Salbei, Heu und Kaffirlimonen Blättern. Am Gaumen mit intensiver saftiger Säure, blind würde ich auf Riesling tippen. Doch dann eine ungewohnt warme Mineralität, wie warmer, nasser Beton. Toller Trinkfluss. Ich hatte dazu Curry Geflügel mit Cranberries und Kürbis...genial !


Alk: 12 %
Preis: 11,50€
Punkte: 89/100

Dienstag, 10. September 2013

Alt und unverhofft...

Manchmal, wenn man nicht damit rechnet, kommt es vor, dass man völlig unerwartet einen Wein der Extraklasse erleben darf. Da findet einen der Wein, nicht andersrum. So ist es mir letzte Woche in Hamburg ergangen. Ich war dort um den Abschluss zum IHK Weinfachmann an der deutschen Wein und Sommelier Schule zu machen (Dazu bald mehr). Glücklicherweise habe ich eine Tante in der Hansestadt, welche mich großzügig in ihrem Gästszimmer aufnahm. So konnte ich mir natürlich einiges an Hotelkosten sparen. Eines Abend dann, erzählte ich, wärend wir gemeinsam kochten, euphorisch von Wein und meinem Lehrgang. Als die Beilagen soweit fertig waren und das Entrecote im Ofen abruhte, sagte meine Tante, sichtlich am Thema interessiert, das ihr Mann vor Jahrzehnten einiges an Wein gekauft hätte und ein Teil davon noch im Keller läge. Ich solle doch mal runtergehen und eine Flasche zum Essen raufholen. Also ab in den Keller. Unter dicken Staubschichten kamen alte Rieslinge und Beaujolais aus den 70ern zum Vorschein, die alle schon vor zig Jahren ihren Tod gefunden hatten. Nach einigen Flaschen Rotwein aus dem Rousillion, deren Inhalt schon zur Hälfte verdunstet war, wollte ich die suche schon aufgeben. Doch dann fand ich sie, in der hintersten Ecke: 1969er Clos de Vougeot Grand Cru von Château de la Tour. Die Füllstände waren dem Alter entsprechend gut, der Inhalt klar. Ich nahm eine Flasche mit nach oben und erzählte meinen Gastgebern von meinem Fund und dem ungefähren Wert dieser Burgunder und das ich über die Genießbarkeit des Weines keine Aussage treffen könne. "Ja dann mach ihn doch auf !" war die Antwort.
 


Und so tranken wir einen über 40 Jahre alten Burgunder, welcher in keiner Sekunde müde oder ausgezehrt wirkte. Transparent und Kirschrot im Glas, mit ins Orange gehender Randaufhellung. In der Nase so verführerisch, das man unweigerlich die Augen schließt. Warmer, erloschener Kamin, Leder, geräucherter Speck aber auch Kirsche, getrocknete Erbeeren und Tannengrün. Intensiv, aber nicht laut. Am Gaumen mit seidigen, milden Tanninen und unglaublicher, vitaler Säure. Hier wird klar, was diesen Grand Vin so lange am leben gehalten hat. Die Aromen setzen sich am Gaumen elegant fort, extrem vielschichtig, harmonisch, dicht und mit einem nicht enden wollendem Finsh ausgestattet. Das ist kein Getränk mehr, sondern eine Lebenserfahrung. Auch meine Gastgeber erkannten sofort, auch ohne viel Weinerfahrung, dass da etwas großes im ihrem Glas war... Danke dafür !



1969 Clos Vougeot, Château de la Tour, Burgund
Alk: ??
Preis: irgendwo zwischen 160 und 300 €
Punkte: 98/100