Donnerstag, 28. März 2013

ProWein muss sein

Auch dieses Jahr ist die größte Weinmesse der Welt, die ProWein in Düsseldorf natürlich wieder Pflicht. Einerseits ist die Prowein natürlich ein großes Vergnügen: Man trifft alte Bekannte wieder und lernt neue Leute kennen, die Weltbesten Winzer präsentieren ihre neusten Kollektionen und man hat die Chance alles zu probieren. Andererseits ist die Messe auch extrem anstrengend. Das Gelände ist riesig. Veranstaltungstermine und Meetings sind einzuhalten. Man verläuft sich ständig. (Ich zumindest) Das Essensangebot ist furchtbar und der Gaumen ist meist überstrapaziert. Probieren, Spucken, Notizen machen, laufen. Probieren, Spucken, Notizen machen, laufen...

Doch ich will hier nicht jammern sondern berichten und zwar vom Jahrgang 2012 in Deutschland.  So gut wie alle Winzer mit denen ich gesprochen, waren extrem zufrieden mit dem Jahrgang. Bei einigen hätte es etwas mehr Quantität seinen können, bei anderen mehr Botritis (Edelfäule), doch alle schwärmten von den kerngesunden Trauben die in die Pressen wanderten.
Meinem persönlichen Geschmack kommt der Jahrgang '12 sehr entgegen, denn die Parole lautet Säure. Die trockenen Weißen waren meist straff und sehr erfrischend. Cremige weiße Burgundersorten weniger cremig, was mir gut gefällt. Besonders gut steht die knackige Säure den restsüßen Prädikaten bis zu Auslese.

Highlights der von mir degustierten Restsüßen Rieslinge waren eine herrlich frische, noch von der Hefe geprägte, Spätlese aus der Wehlener Sonnenuhr vom Weingut Selbach-Oster sowie die Auslese** aus gleicher Lage. Auch gut gefallen hat mit die preisgünstige (ca. 15€) Auslese vom Rothenberg vom rheinhessischen Weingut Gunderloch. Doch alles in den Schatzen gestellt, hat die Auslese aus dem Saarburger Rausch vom Weingut Geltz-Zilliken von der Saar. Unglaubliche Frische, vielschichtig und jetzt schon mit unverschämter Länge ausgestattet.

Im trockenen Bereich ist mir die gesamte weiße Kollektion des pfälzer Weingutes Pfeffingen positiv in Erinnerung geblieben. Nicht nur die mineralischem Rieslinge, sondern vorallem die Weine aus Scheurebe und Gewürztraminer sind hervorragend gelungen. Beeindruckend waren auch die Basisrieslinge Saar und Schiefer vom Weingut Van Volxem. Irres Süß-Säurespiel, feingliedrig und vibrierend. Und das sind nur die Einstiegsmodelle...

Die Endeckung der Messe war für mich das Weingut Chat Sauvage aus dem Rheingau. Hier regiert nicht etwa der Riesling, wie im Rheingau üblich, sonder die beiden Burgundersorten Pinot Noir und Chardonnay. Die Weine aus diesen Rebsorten gelingen dem jungen Team von Inhaber Günter Schulz mitunter erstklassig: Der Jahrgangssekt aus 100% Chardonnay könnte auch aus der Champagne stammen, der Top Chardonnay "Clos de Schulz" ist ein mächtiger, aber eleganter Vertreter seiner Art mit elegantem Holz Make Up. Die Pinots aus Kapellenberg und Höllenberg sind duftig, finessenreich und dicht mit Potential für viele Jahre. Spätburgunder at it's best !








Samstag, 16. März 2013

Uncorked: 2009er Steinbuckel GG, Spätburgunder , Philipp Kuhn

In der Wein-Internet-Blogszene wird ja zur Zeit heiß diskutiert, warum die Deutschen ihre eigenen trockenen Spitzengewächse nicht genug selber konsumieren. Da muss man was ändern. Also einfachmal, mitten in der Woche, ein Pfälzer Großes Gewächs der Spitzenklasse getrunken !
Genauer ein 2009er Spätburgunder von Philipp Kuhn aus der Laumersheimer Lage Steinbuckel. Der Steinbuckel ist ein burgundisch anmutendes Kalkmassiv mit Lößauflage und Südost Ausrichtung. Selektive Handlese und der Ausbau in neuen Barrique Fässern sind für Kuhn bei seinen Größen Gewächsen selbstverständlich.

Der 2009er Steinbuckel ist ein Pinot Noir von internationalem Format: Zuerst muss man sagen, dass dieser Wein noch ein Baby ist, doch trotzdem ist er schon gut zutrinken. In der Nase herrlicher Kirschduft mit leichtem rauchig-würzigem Fassaroma. Am Gaumen dann Waldbeeren, Kirsche, Lagerfeuer und Anklänge von Schwarzwälder Schinken. In der Mitte lässt er ein wenig die Frische vermissen und die 14% Alkohol sind deutlich spürbar... Dann kam das Essen auf den Tisch. Nur ein kleiner Snack, Chicken Meatballs und Baguette. Doch der Wein blüht jetzt richtig auf. Der Alkohol trifft auf Fett und tritt in den Hintergrund, der Wein wirkt nun frischer und gewinnt extrem an Trinkfluss, ohne dabei an Finesse zu verlieren. Das Finish ist traumhaft lang, kalkig und komplex.
Great German Pinot !

Alk: 14%
Preis: 34€
Punkte: 91/100

Mittwoch, 6. März 2013

Weinland China ?

Wenn man vor einigen Jahren im Wein Business das Wort "China" hörte, konnte man die Dollar Zeichen in den Augen vieler Winzer, Großhändler oder Getränkemultis aufblitzen sehen. Hunderte Millionen von durstigen Konsumenten mit wenig Ahnung und einem starken Verlangen nach allem was aus dem Westen kommt. Dazu noch die Profiteure des chinesischen Wirtschaftsbooms, welche Unsummen für Bordeaux und Burgunder als Statussymbol locker machen. Da wurden sogar Etiketten farblich verändert um die Kauflust der Asiaten zu steigern, weil schwarz und rot in China für Glück stehen...

Doch die Zeiten haben sich geändert, jetzt schwingt beim Wort China eher etwas Angst und Misstrauen mit, wie bei "Todesstern" oder "Darmspiegelung". Denn die Chinesen drehen den Spieß so langsam um und machen was sie am besten können: Material und Know How aus dem Westen einkaufen. In diesem Fall Rebmaterial, Oenologen und Experten aus Europa. Nach tausenden Bodenproben in diversen Provinzen wurden riesige Rebflächen angelegt, um mit günstigen Basisweinen den Eigenkonsum des Landes teilweise abzudecken. So hat sich China auf Platz 5 der grössten weinproduzierenden Länder aufgeschwungen. Doch China ist riesig und so fanden die Experten in manchen Gegenden perfekte klimatische und geologische Bedingungen um Wein (vorallem Rotwein) in einer Qualität zu produzieren, welcher sich auch auf dem europäischem Weinmarkt nicht verstecken muss. Was dazu führt, dass die ersten Weine aus dem Land der Mitte nun auch nach Europa exportiert werden. Weißwein Länder wie Deutschland sehen das eher gelassen, doch Spanien und Frankreich betrachten den neuen Konkurrenten mit Argwohn. Kein Wunder, denn die Rebflächen in China wachsen weiter, die Löhne sind niedrig und der Weinbau wird staatlich gefördert.
Noch sind sie Exoten, doch die Experten sind sich einig: Chinesische Weine in den Regalen der Weinhändler und Supermärkte werden bald ein gewohntes Bild sein.

Um nicht unvorbereitet zu sein, habe ich schonmal einen der meist produzierten Weine Chinas getestet. Den "Great Wall", aus der unglaublich cool klingenden Rebsorte Dragon Eye, yeah ! Die China Great Wall Wine Company ist im Norden Chinas gelegen, genauer in der Provinz Sha Cheng.    Das Label gefällt mir schonmal sehr gut und warum sollte man den Wein auch nicht kaufen, steht doch auf der goldenen Kapsel: "Great Wall Wine - a name you can trust"
Doch dann die Böse Überraschung: Der Wein riecht alles andere als einladend, warmer, brackiger Tümpel im Hochsommer, faule Eier und gammelige Zitronen kommen mir in den Sinn. Am Gaumen noch schlimmer. Dünn, extrem bitter, irgendwie mehlig und sauer. Ich traue mich kaum zu schlucken... Grade so eben noch als Wein zu erkennen, nur dafür gibt es ein paar Punkte. Dieser Wein wird Europa sicher nicht im Sturm erobern.

Alk: 12%
Preis: 4,90€
Gekauft bei: Asia Shop
Punkte: 10/100