Donnerstag, 28. Februar 2013

Wein und Fleisch

...das sind zwei Dinge, welche in Kombination ein geniales Gaumen-Highlight bieten können. So geschehen an einem kalten Februar Abend im Ruhegebiet: Spontanes Treffen mit den Jungs, 2,5 Kilo feinstes US-Boneless Shortrib und ein paar Flaschen vergorener Traubensaft; das sind Zutaten für ein guten Abend.

Das extrem marmorierte Rindfleisch wurde von uns in Streifen geschnitten und nur mit Salz und etwas schwarzem Pfeffer gewürzt. Bei 300 Grad schön Medium gegrillt und direkt vom dicken Holzbrett gegessen, dazu nur etwas Baguette...mehr braucht es nicht. Fast.

Unser erster Wein zum Fleisch war ein deutscher Weißwein. Ja man kann auch zu deftigem Rindfleisch Weißwein trinken, wenn er so eine Granate ist wie der 2010er Chardonnay *** Spätlese trocken vom badischen Weingut Michel aus der Lage Achkarrer Schlossberg. Die Hitze des erstarrten Vulkangesteins des Kaiserstuhls lässt die Trauben sehr gut ausreifen und lässt den Wein opulent und üppig werden. Im Glas gold-gelb, in der Nase intensiv, mit Eichen und Apfel Aromen. Als Solowein ist er mir schon ein Tick zu mächtig, doch dann kommt das fettige Grillfleisch mit seinen Röstaromen dazu und der Wein kommt perfekt zu Geltung. Er bringt Alkohol und Extrakt mit um nicht unterzugehen. Am Gaumen zeigt er Noten von Karamell, Popcorn und Apfelkuchen. Top Kombination. Läuft.

Alk: 13,5%
Preis: 15€
Punkte: 89/100

Zweiter Gang, gleiches Fleisch, neuer Wein. Wir bleiben bei 13,5 % Alkohol und ordentlich Fassaroma, aber steigen um auf Rot. Unsere Wahl fällt auf eine 2005er Reserva von der Bodega Valdelana aus der Rioja Alavesa. Die 24 Monate im Barrique Fass haben dem Wein, welcher aus 95% Tempranillo und 5% Graciano besteht, intensive toastige Würze, mit Holzkohle und Salmiak Noten verliehen. Diese unterstreichen den herzhaften Geschmack der Shortribs sehr gut. Die Kirschfrucht im Wein, die frische Säure  und die recht leichte Art sorgen für die nötige Süffigkeit.

Nach noch mehr Wein und noch mehr Fleisch geht dieser Foodporn erst am Morgen des nächsten Tages leicht betrunken und mit fettigen Fingern zu Ende...






Samstag, 23. Februar 2013

Kult-Aperitif aus Bordeaux: Lillet

Lillet ?! Aber das ist doch kein Wein !

Aber Lillet hat doch mehr mit Wein zu tun als die meisten Leute denken und da ich ein großer Fan bin und Lillet pur als Aperitif oder als Teil diverser Drinks und Cocktails dieses Jahr DER Trend sein wird, wollte ich darüber berichten.

Die Firma Lillet wurde 1872 im Örtchen Podensac am Fluss Gironde im Weinbaugebiet Bordeaux gegründet und 15 Jahre später kam der Lillet Blanc auf den Markt. Dieser besteht aus den klassischen weißen Rebsorten des Bordeaux, Semilion und Sauvignon Blanc und wird bis zu 8 Monate in Eichenholzfässern ausgebaut. Dazu kommt noch 15% Fruchtlikör, welcher mit den verschiedensten Zutaten aus aller Welt, wie peruanische Chinarinde und Zitrusfrüchten aus Haiti und Marokko aromatisiert wird. In den 1950er Jahren kam dann der Lillet Rouge hinzu, welcher vorallem für den US-Americanischen Markt gedacht war. Der Grundwein für den Rouge besteht aus Cabernet Sauvignon und Merlot und duftet nach Gewürzen und Vanille. Letztes Jahr wurde das Sortimemt dann mit dem Lillet Rosé Nichteinhaltung erweitert, der von Grapefruit Noten dominiert wird.

Seinen Kultstautus hat der Lillet nicht zuletzt den Briten zu verdanken, denn die Gräfin von Windsor war es die den französischen Aperitif  in den 50ern in London und Paris beliebt machte. Und seit James Bond in Casino Royale den "Vesper" (Lillet Blanc, Gin und Wodka) kreierte, ist der Lillet in jeder guten Bar zu finden.

Der beliebteste Lillet Drink in der deutschen Gastronomie ist im Moment wohl der "Lillet Vive", hierfür wird 5 cl Lillet Blanc und 10 cl Tonic auf  Eis in ein Weinglas gefüllt und mit Gurkenscheibe, Erdbeere und Minze garniert.

Als Gin-Liebhaber mag ich es da etwas straighter und so habe ich mit unserem Barkeeper den "French Monkey" kreiert. Dafür werden 4 Teile Monkey 47 Schwarzwald Gin und 1 Teil Lillet Rouge mit einem Barlöffel frischen Preiselbeeren und Eis kurz geshaked und dann durch ein Barsieb in ein Martini Glas geschüttet und mit frischen Preiselbeeren garniert. Great !





Dienstag, 19. Februar 2013

Villa Huesgen - Moselriesling für die Heimat

Vor kurzem stattete einer unserer Weinhändler uns im Restaurant einen spontanen Besuch ab, um uns einige Flaschen Riesling des Weingutes Villa Huesgen zu präsentieren. Netterweise hatte er den Winzer und Weingutsbesitzer Adolph Huesgen VIII gleich im Schlepptau. Dieser betreibt, neben zwei Weingütern in Südafrika und Italien, an der Mosel, genauer bei Traben Trabach, in der neunten Generation Weinbau. Der sympathische, weltmännische Winzer berichtete mir, dass seine Weine im Ausland, vorallem in den Niederlanden, Skandinavien und den USA deutlich bekannter sei als in ihrer deutschen Heimat, da über 85% seiner Rieslinge in den Export gehen. Doch das möchte Herr Huesgen ändern und so bereist er die kulinarischen Metropolen Deutschlands von Norden nach Süden um ausgewählten Gastronomien und Hotels seine kleine Riesling-Kollektion vorzustellen. Einige namenhafte Hotels in Berlin und Hamburg (z.B. das East Hotel) konnte er bereits überzeugen.

Das wundert mich nicht, denn nicht nur das Flaschen Design, sondern auch der Inhalt ist gefällig: Neben seinen trockenen Rieslingen, dem "By the Glass", einem frisch-fruchtigen Terrassenriesling und dem deutlich druckvolleren und mineralischen Schiefer Riesling, mit toller Preis/Leistung, hat mir die Auslese sehr gut gefallen. Diese stammt aus der Lage Merler Fettgarten und duftet herrlich frisch, nach Aprikosen und dezent nach nassem Schiefer. Am Gaumen mit guter Säure, saftig, nicht zu süß, und Aromen die mich an Apfelkuchen und Honig erinnern. Mir fehlt noch etwas Tiefe, aber der Wein ist ja noch extrem jung (2011). Schöner, mineralische Abgang. Well done Mr. Huesgen ! 3000 Liter Weißburgunder hat er letztes Jahr auch gemacht, sagt er noch stolz, aber der wäre fast schon weg, den könnte ich aber mit ihm auf der ProWein verkosten. Ich bin gespannt.

2011er Riesling Auslese
Alk: 9,5%
Preis: ca. 18€ (0,5l, für die Gastro)
Punkte: 89/100



Mittwoch, 13. Februar 2013

Die neue Weinwelt

Diese Woche hielt ich in unserem kleinen Wein HQ im Essener Süden eine Weinschulung mit dem Themer Übersee-Weine. Zwei der dort besprochenen Tropfen gefielen mir besonders gut und diese möchte ich euch hier vorstellen.

Der erste, ist ein Chardonnay aus Kalifornien. Und zwar der 2009er "Morning Fog" vom Weingut Wente. Er stammt aus dem Livermore Valley, einem kleinen Teilstück der San Francisco Bay. Der Name ist auf den Nebel zurückzuführen, welcher im Spätsommer und Herbst an der Golden Gate Bridge vorbei in die Weinberge zieht und die Reben kühlt und so die Reifezeit verlängert. Der Wein lagert nach der Kelter 7 Monate zu 50% in Edelstahltanks und zu 50% in gebrauchten Eichenholzfässern auf der Hefe, welche ein mal pro Monat nach dem Batonnage Verfahren, untergerührt wird. Die Chardonnays aus Good Old Cali sind ja oft sehr fett und voller Fassaromen, doch der Morning Fog besitzt eine gute Balance aus Frucht und Fass. So besitzt er frische Fruchtaromen von Äpfeln und Papaya, aber auch dezente Butterkaramell und Vanille Töne. Holz und Batonnage verleihen ihm einen langen, cremigen Abgang mit viel Schmelz. Macht richtig Spaß.

Alk: 13,5%
Preis: 12€
Punkte: 89/100

Ein Wein hinterließ bei allen Teilnehmern Eindruck: Der 2003er Pinotage vom südafrikanischen Weingut Graham Beck. Die südafrikanische Eigenkreation Pinotage ist eine Kreuzung aus Pinot Noir und Cinsault (die am Kap häufig Hermitage genannt wird, daher der Name). Dieses gereifte Examplar von Big Player Graham Beck von der Costal Region besitzt ein intensives Bukett von Backpflaumen und Paprika-Kartoffelchips. Ja das klingt komisch, aber wenn man eine Tüte Chips, der imaginären Sorte Backpflaume-Paprika frisch aufreißt und hinein riecht...naja so durftet der Wein halt. Am Gaumen kommen dann Aromen von Holzkohle und Gewürzen, vorallem Pfeffer hinzu. Man kann sich dem Wein schwer entziehen, da er einfach anders ist als das Gewohnte.

Alk: 14 %
Preis: 20€
Punkte: 90/100





Donnerstag, 7. Februar 2013

Frühburgunder vom Rotweingut Jean Stodden

Einen aktuellem Vorfall im Hinterkopf, entkorkte ich nach Feierabend eine Flasche 2008er Frühburgunder vom Weingut Jean Stodden in Rech an der Ahr. Denn Vor wenigen Wochen verstarb einer der wichtigsten Winzerpersönlichkeiten des kleinen Anbaugebietes Ahr: Gehard Stodden starb im Alter von 64 Jahren plötzlich an einem Herzstillstand. Sein stetiger Weg, Spätburgunder kompromisslos nach burgundischem Vorbild zu vinifizieren, war Vorbild für viele Rotweinwinzer in ganz Deutschland. Durch viele, auch internationale Auszeichnungen und Spritzenpreise für seine Burgunder war er maßgeblich mitverantwortlich für das Ansehen, welches das Anbaugebiet Ahr genießt. Nun führt sein Sohn Alexander Stodden das Weingut weiter.
Die Trauben für den Frühburgunder aus Stoddens Paradelage, dem Recher Herrenberg, wachsen auf Grauwacke Böden, im terrassierten Südhang, mit bis zu 60% Steigung. Das 2008er Exemplar duftet intensiv nach geräucherten Waldbeeren, Zigarrenkiste und jungem Eichenholz. Am Gaumen kommen Kirsch und Espresso Aromen hinzu. Der 18 monatige Barrique-Ausbau ist deutlich zu spühren. Die Säure ist pikant und frisch. Es herrscht gradezu ein Kampf im Mund, zwischen Fass- und Fruchtaromen. Der Abgang ist sehr trocken, fast staubig, aber lang.

Alk: 13%
Preis: ca. 30€
Punkte: 90/100