Wenn man vor einigen Jahren im Wein Business das Wort "China" hörte, konnte man die Dollar Zeichen in den Augen vieler Winzer, Großhändler oder Getränkemultis aufblitzen sehen. Hunderte Millionen von durstigen Konsumenten mit wenig Ahnung und einem starken Verlangen nach allem was aus dem Westen kommt. Dazu noch die Profiteure des chinesischen Wirtschaftsbooms, welche Unsummen für Bordeaux und Burgunder als Statussymbol locker machen. Da wurden sogar Etiketten farblich verändert um die Kauflust der Asiaten zu steigern, weil schwarz und rot in China für Glück stehen...
Doch die Zeiten haben sich geändert, jetzt schwingt beim Wort China eher etwas Angst und Misstrauen mit, wie bei "Todesstern" oder "Darmspiegelung". Denn die Chinesen drehen den Spieß so langsam um und machen was sie am besten können: Material und Know How aus dem Westen einkaufen. In diesem Fall Rebmaterial, Oenologen und Experten aus Europa. Nach tausenden Bodenproben in diversen Provinzen wurden riesige Rebflächen angelegt, um mit günstigen Basisweinen den Eigenkonsum des Landes teilweise abzudecken. So hat sich China auf Platz 5 der grössten weinproduzierenden Länder aufgeschwungen. Doch China ist riesig und so fanden die Experten in manchen Gegenden perfekte klimatische und geologische Bedingungen um Wein (vorallem Rotwein) in einer Qualität zu produzieren, welcher sich auch auf dem europäischem Weinmarkt nicht verstecken muss. Was dazu führt, dass die ersten Weine aus dem Land der Mitte nun auch nach Europa exportiert werden. Weißwein Länder wie Deutschland sehen das eher gelassen, doch Spanien und Frankreich betrachten den neuen Konkurrenten mit Argwohn. Kein Wunder, denn die Rebflächen in China wachsen weiter, die Löhne sind niedrig und der Weinbau wird staatlich gefördert.
Noch sind sie Exoten, doch die Experten sind sich einig: Chinesische Weine in den Regalen der Weinhändler und Supermärkte werden bald ein gewohntes Bild sein.
Um nicht unvorbereitet zu sein, habe ich schonmal einen der meist produzierten Weine Chinas getestet. Den "Great Wall", aus der unglaublich cool klingenden Rebsorte Dragon Eye, yeah ! Die China Great Wall Wine Company ist im Norden Chinas gelegen, genauer in der Provinz Sha Cheng. Das Label gefällt mir schonmal sehr gut und warum sollte man den Wein auch nicht kaufen, steht doch auf der goldenen Kapsel: "Great Wall Wine - a name you can trust"
Doch dann die Böse Überraschung: Der Wein riecht alles andere als einladend, warmer, brackiger Tümpel im Hochsommer, faule Eier und gammelige Zitronen kommen mir in den Sinn. Am Gaumen noch schlimmer. Dünn, extrem bitter, irgendwie mehlig und sauer. Ich traue mich kaum zu schlucken... Grade so eben noch als Wein zu erkennen, nur dafür gibt es ein paar Punkte. Dieser Wein wird Europa sicher nicht im Sturm erobern.
Alk: 12%
Preis: 4,90€
Gekauft bei: Asia Shop
Punkte: 10/100
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