Mittwoch, 29. Mai 2013

Magnum Time !

Eine teure, alte oder seltene Flasche Wein zu öffnen, kann ja mitunter zu einem richtigen Ritual werden: Das schneiden der Kapsel und das vorsichtige Ziehen des Korkens, vielleicht mit seinem Lieblings Korkenzieher, das langsame Dekantieren, das Einschenken in dünne, auf Hochglanz polierte Gläser...
Und irgendwie noch besonderer wird es, wenn es sich um Großflaschen handelt. Egal ob Magnum, Doppelmagnum oder sogar noch größer, diese dicken, schweren Dinger machen einfach was her. 

Doch schmeckt der Wein darin nicht genau so wie der gleiche Wein aus der alt bewährten 0,75 l Flasche ? Nein. Vorallem nicht bei gereiften Weinen älteren Kalibers. Das liegt daran, dass das Verhältnis von eingeschlossenem Sauerstoff, bzw. der Oberfläche, zur Menge des Weines bei Großflaschen günstiger ist. Ergo, der Wein reift langsamer und besitzt somit auch ein höheres Alterungspotential. 

In der Champagne gilt die Magnum Flasche (1,5 l) als beste Verpackung fürs edle Prickelwasser. Denn vorausgesetzt die Flaschengärung findet auch in dieser Flasche statt (und wird nicht von den normalen 0,75er Flaschen in Großformate umgefüllt) ergibt sie die harmonischsten Weine. 

Auch bei uns mussten an diesem Montag einige Magnum Flaschen ihre Korken lassen. Im großen Kreis wurde gekocht, geredet, gegessen und und natürlich auch getrunken. Unter anderem eine Magnum 1979er Ducru Beaucaillou. Dieses als 2tes Grand Cru Classé eingestufte Château liegt auf der linken Seite der Gironde der Gemeinde St. Julien und ist bekannt für langlebige Bordeauxweine mit hohem Cabernet Sauvignon Anteil. Der Wein duftete zurückhaltend  nach dunklen Kirschen, Rauch und Maulbeeren. Am Gaumen anfangs etwas müde, öffnete er sich an der Luft langsam. Gute Säure, wieder Kirschen und dazu etwas angekauter Bleistift. Breit getretene Tannine. Der 1979er Ducru hat sein Zenit schon etwas überschritten, ist aber immernoch außerordentliches Trinkerlebnis.

Auch großes Kino war die nächste Bordeaux-Magnum. Eine 1996er Château Sociando-Mallet aus dem Haut Medoc. Ein Weingut von dem ich vorher nur gelesen hatte. Saftige Aromen von Brombeeren und Cassis dazu Vanille und heller Taback. Samtige Tannine, verführerische dezente Süße im Abgang. Herrlich reif, mit Potential für weitere Jahre!

Mein heimlicher Favorit des Abends, kam aber nicht aus dem Bordelais, sondern von der Nord-Rhône und war mit dem Jahrgang 2007 einer der jüngsten Weine. Der Côte Rotie "Cordeloux" von Winzer Pierre Benetiere ist eine klassische Cuveé aus 95% Syrah und 5% Viogner und wurde 20 Monate in neuem Holz ausgebaut. Hier findet man im Glas eher wenig Fruchtaromen, sonder Rauch und Gewürznoten dominieren. Schwarzer Pfeffer und Wacholder kommen mir in den Sinn. Am Gaumen extrem dicht und komplex. Zum toll balancierten Frucht-Fasswürze Spiel gesellen sich gemüsige (ich hasse das Wort "vegitabil") Noten wie Sellerie und Rübe. Im Abgang dann mit frischer Säure und mineralischem Finish. Hammer Wein und der perfekte Begleiter zum Filet vom Irish Hereford.

Château Ducru Beaucaillou 1979
Alk: 12,5%
Preis: ca. 190€ (Magnum)
Punkte: 88/100

Château Sociando-Mallet
Alk: ?
Preis: ca. 80€ (Magnum)
Punkte: 93/100

Côte Rotie "Cordeloux"
Alk: 12,5%
Preis: ca. 85 € (Magnum)
Punkte: 94+/100



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