Mittwoch, 26. Februar 2014

Bericht aus der Pfalz Teil 1

 Wenn man ein Wein Nerd ist und deutschen Wein besonders mag, kommt man seid einigen Jahren an der Pfalz nicht vorbei. Natürlich wurde hier schon vor Hunderten von Jahren Weinbau betrieben, doch was in den letzten 10 bis 15 Jahren in qualitativer Hinsicht passiert ist, ist enorm. Auch die Menge stimmt um international mitzuhalten, denn die Pfalz ist mit ca. 23.000 ha das zweitgrößte Anbaugebiet Deutschlands. Dazu kommen viele innovative oder sogar visionäre Köpfe, wie der leider verstorbene Achim Niederberger, welcher in seine Vision der "Weinhauptstadt" Deidesheim viel Geld und Passion investierte, was die Region sicher nachhaltig beeinflussen wird. Oder Marketing Genies wie Markus Schneider aus Ellerstadt, welcher mit seinen modernen Etiketten und verrückten Weinnamen für Furorore sorgte und so die Pfalz als progressives Weinanbaugebiet mit prägt. 

Doch anfangen möchte ich mit einem Traditionsweingut was Jahr für Jahr Top Qualitäten auf die Flasche bringt, sich aber auch immer weiter entwickelt und Neuerungen stets offen gegenüber steht. Weingut Pfeffingen, oder genauer, dass VDP Weingut Pfeffingen Fuhrmann-Eymael, liegt im Örtchen Ungstein, direkt bei Bad Dürkheim. Da einer der Besitzer meines Lehrbetriebes gebürtig aus der Pfalz kommt, habe ich die Basis-Rieslinge und Scheureben des Hauses schon früh kennen und lieben gelernt, da diese stets auf unserer Weinkarte waren. Also fragte ich meinen Weinhändler, ob er nicht Lust hätte das Weingut mit mir zu besuchen, um sich selbst ein Bild von den Weinen zu machen. 

Und hier sind wir. Dienstag, 10.00 Uhr. Es ist kühl, aber sonnig und dank des kaum vorhandenen Winters blühen die Kirschbäume bereits. Karin Eymael steht schon im Hof und erwartet uns. Ihr Ehemann Jan Eymael, mit dem sie das Weingut gemeinsam leitet, ist grad außer Haus. Nach einer sehr herzlichen Begrüßung, lassen wir die Jacken direkt an und fahren mit der Winzerin in die Weinberge. Hier zeigt sie uns die beiden Große Gewächs Lagen für Riesling, den Weilberg und Herrenberg. Die eine von Kalkstein geprägt, die andere von viel Eisenoxyd, Lehm und Kalk, die "Terra Rossa". Ein in der Deutschland einzigartiger Bodentyp. Auch ein Spätburgunder GG sei in Planung, erzählt Frau Eymael nicht ohne Stolz. Danach ging es noch durchs Weingut, über den Hof mit den für die Pfalz fast typische Kübeln mit Olivenbäumen, Palmen oder Oleander, durch den Keller, bis wir am Ende in einer urig-gemütlichen Probierstube Platz nehmen. Man merkt überall, das dieses Weingut eng mit Tradition und Familie verbunden ist. Der Opa schaut neugierig nach dem Rechten, die Schwiegermutter bringt etwas Brot und fragt nach unserem Befinden. Doch bei aller Tradition betont Karin Eymael, wie wichtig auch Innovation für ein Topweingut wie Pfeffingen ist. So wurde vor einigen Jahren die Etiketten komplett überarbeitet und das Einhorn aus dem alten Wappen prangt nun in modernem Gewand auf den Flaschen. Man muss halt immer dranbleiben. 

Bei den durch die Bank gelungen Weinen aus Weißburgunder, Gewürztraminer, etwas Silvaner, Chardonnay und mittlerweile hervorragendem Spätburgunder, möchte ich mich auf die Aushängeschilder Riesling und Scheurebe beschränken. Die 2012er Rieslinge GG präsentieren sich natürlich noch sehr jung, machen aber schon Spaß: Beide eher leise und fein duftig nach Pfirsich. Der Herrenberg ist am Gaumen stahlig, dicht, gradlinig mit enorm viel Druck durch straffe Säure und kalkige Salzigkeit. Der Weilberg hingegen ist etwas weicher und zugänglicher. Mit Noten von Äpfeln und Kräutern. Beide mit guter Länge. Dann gab es noch ein gereiftes Großes Gewächs aus dem Mardelskopf (eine besonders geschützte Parzelle des Herrenbergs) aus dem Jahrgang 2005 zu probieren. Im Glas immer noch mit grünen Reflexen, was auf weiteres Lagerpotential hindeutet. In der Nase nach reifem Weinbergspfirsich, Honig und gelben Blüten. Am Gaumen mit tollem, fast jugendlichem Säurespiel und perfekter Balance. Großartig ! 

Nun zu einer meiner Lieblings Rebsorten, welche beim Weingut Pfeffingen eine echte Sonderstellung einnimmt. Die Scheurebe. Hier steht sie gleichwertig mit Riesling in den Spitzenlagen der Gutes. Daher produzieren die Eymaels auch quasi ein Großes Gewächs aus dieser Rebsorte, welches aber SP (Selektion Pfeffingen) heißt, da die Scheurebe für ein GG nicht zugelassen ist. Die 2012er SP duftet nach Grapefruit und Johannisbeerblättern, dazu nach frisch geschnittenen Weidezweigen. Am Gaumen hoch komplex, wieder Grapefruit. Dazu der herrliche Schmelz vom Fassausbau. Die 13 % Alkohol merkt man so gut wie garnicht. Mit Sicherheit eine der besten trockenen Scheureben Deutschlands.  
Zum Abschluss zaubert Karin Eymael noch ein flüssiges Dessert hervor. Eine 2008er Scheurebe Trockenbeerenauslese aus dem Herrenberg. Sie fließt wie Öl ins Glas und leuchtet in sattem Altgold. In der Nase erst ein bisschen nach Klarlack, was von der extremen Konzentration an Frucht-Esthern kommt. Doch mit etwas Luft verschwindet dieser Ton und macht Platz für Rum Rosinen, Haselnuss, Cassislikör und getrockneten Aprikosen. Am Gaumen wieder Aprikose, dazu massig kandierte Grapefruit, kleidet den ganzen Mund aus. Minuten langes Finish. 

Ein dickes Dankeschön an Karin Eymael !

2012 Riesling GG Herrenberg 91+/100
2012 Riesling GG Weilberg 91/100
2005 Riesling GG Mardelskopf 94/100
2012 Scheurebe SP 92/100
2008 Scheurebe TBA Herrenberg 94/100 


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